Layla lebt in einem Beduinendorf in der Negevwüste. Sie ist die Älteste von vier Schwestern und studiert in der Stadt, nachmittags übt sie heimlich das Autofahren. Der Vater ist stolz auf seine intelligente und gewandte Tochter.
An der Universität hat sich Layla in einen Kommilitonen verliebt, das junge Paar träumt von einer gemeinsamen Zukunft. Doch die Eltern, Suliman und Jalila, haben kein Ohr für Layla, eigene Sorgen und Wünsche treiben sie um.
Suliman hat beschlossen, sich eine Zweitfrau zu nehmen und Laylas Mutter Jalila ist mit den Nerven am Ende. Nach alter Tradition muss sie Suliman ein bizarres Hochzeitsfest ausrichten.
Mit versteinerte Mine spielt Jalila ihre Rolle als Gastgeberin, erst am nächsten Tag lässt sie ihren Gefühlen freien Lauf. Zutiefst verletzt macht beschimpft sie ihren Mann und straft die Nebenbuhlerin mit kalter Missachtung.
Als Laylas Liebesbeziehung auffliegt, weisen die Eltern ihre Tochter harsch in die Schranken. Doch die junge Frau begehrt auf und kämpft energisch für ihre Rechte.
Zaghaft beginnt die Mutter ihrem Vorbild zu folgen und lehnt sich bald selbst gegen die Traditionen auf …
Zwischen Tradition und Moderne
Der Film zeigt zwei Frauen im Aufbruch: Layla, die der Enge ihres Elternhauses entflieht und an der Universität ein selbstbestimmtes Leben kennenlernt. Und Jalila, deren Leben sich mit der Zweitfrau ihres Mannes von heute auf morgen radikal verändert.
Suliman ist nicht reich, seine Mittel sind beschränkt. Er räumt das Haus seiner Familie leer, um das Heim der Zweitfrau behaglich einzurichten. Bei Jalila und den Töchtern sind die Wände vergammelt, es gibt kaum noch Mobiliar. Der Strom ist abgestellt, Lebensmittel verschimmeln. Im Haus der Zweitfrau prangen goldfarbene Lichtschalter auf frisch geweißten Wänden und der nagelneue Kühlschrank ist zum Bersten gefüllt.
Ähnlich wie der Film »Mustang« zeichnet auch »Sandsturm« das Bild einer zutiefst patriarchalischen, von alten Traditionen geprägten Gesellschaft. Weibliche Selbstbestimmung ist eine unerhörte Ausnahme und Solidarität unter Frauen wird offensiv bekämpft.
Die israelische Regisseurin Elite Zexer inszeniert das Drama auf eine karge, spröde Art und spiegelt damit die harten Lebensbedingungen in der Wüste wider. Die Kamera streift über ausgedörrte Täler, staubige Straßen und unfertig wirkende Häuser, die wie Übergangslösungen erscheinen.
Der Film lebt von seiner Hauptdarstellerin Lamis Ammar (Layla), sie ist jung, schön und rebelllisch. Vermeintlichen Gehorsam entlarvt sie durch Mimik und Gestik als einen leidenschaftlichen Akt des Aufbegehrens.
Das Debut von Elite Zexer wurde mit etlichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem beim Sundance Festival und den Filmfestivals in Locarno, Jerusalem und Seattle.
Ein berührendes Drama und ein außergewöhnlicher Blick auf das Leben moderner Beduinenfrauen, gefesselt von alten Sitten und von Freiheitsdrang beseelt.