Strange Days

Szenenbild - Strange Days
Lenny verfällt dem Kick der Clips / © Koch Media

Los Angeles, 1999, kurz vor der Jahrtausendwende. Der ehemalige Polizist Lenny Nero verdient sein Geld als Dealer, er verkauft die Erlebnisse anderer als digitale »Clips«.

Die Clips halten fest, was eine Person während der Aufzeichnung hört, sieht und fühlt. Das Replay speist Wahrnehmungen und Emotionen direkt ins Gehirn ein, die Konsumenten erleben eine täuschend echte virtuelle Realität. Clips geben den Kick und machen abhängig, in L.A. kursieren sie als illegale Drogen.

Lenny schert sich einen Teufel um das Verbot, er verkauft Glücksgefühle, Liebe und heißen Sex, aufgezeichnete Gewalt und den Reiz des Verbotenen. Er selbst konsumiert manisch die Erinnerungen an seine zerbrochene Liebe und entgleitet zunehmend der Realität. Seine Freundin Mace, eine Leibwächterin, beobachtet Lennys Abdriften mit zunehmender Besorgnis.

Szenenbild - Strange Days
Los Angeles ist ein finsterer Ort der Gewalt / © Koch Media

Eines Tages wird Lenny von der Prostituierten Iris ein Clip zugespielt. Es zeigt zwei weiße, rassistische Polizisten, die den farbigen Rapper Jeriko während einer Polizeiaktion hinrichten. Wenige Tage später wird auch Iris umgebracht und Lenny sieht ihre Ermordung in einem Clip.

Lenny und Mace begeben sich auf die gefährliche Suche nach den Mördern, die sie in das Chaos einer ekstatischen Milleniumsfeier führt …

Ein visuelles Feuerwerk

Der Zukunftsthriller von Oscar-Regisseurin Kathryn Bigelow (Detroit) fasziniert als perfektes Beispiel für eine ebenso so zeitlose wie mutige Science Fiction-Vision. Die Entstehung des Films (1995) liegt gut zwanzig Jahre zurück, seine gesellschaftskritische Vision ist immer noch beklemmend und beinahe erschreckend aktuell.

Szenenbild - Strange Days
Die Feiernden begrüßen das neue Jahrtausend / © Koch Media

Der technologische Fortschritt ermöglicht heute permanentes Dabeisein und das Teilen von Erlebnissen in Echtzeit. Bei Unfällen wird schamlos gefilmt und gepostet, perverse Compilations werden zigtausend Mal geklickt.

Mit »Strange Days« nahm Kathryn Bigelow einen Teil dieser Entwicklung vorweg und etablierte sich als herausragende Thriller-Regisseurin. Action und Spezialeffekte setzte sie gekonnt ein, ohne dabei ihre Charaktere zu vernachlässigen.

Ihre Figuren sind vielschichtig und Frauen wie Leibwächterin Mace (Angela Bassett) dürfen hart und kraftvoll sein. Angela Basset wurde für ihre Leistung ausgezeichnet und spielt die Hauptfigur Lenny Nero (Ralph Fiennes) beinahe an die Wand.

Kathryn Bigelow macht Hollywood-Kino im besten Sinne, sie zieht die Zuschauer optisch und akustisch in das Geschehen hinein. Das bewies sie zuletzt in »Detroit« und zeigt es auf unnachahmliche Weise bereits in »Strange Days«.

Dessen mitreißendes Finale entführt die Zuschauer in die fiebrigen letzten Minuten vor dem Milleniumswechsel in L.A.: Feiernde, Weltuntergangs-Beschwörer, Mörder und ihre Verfolger begegnen sich in einem Rausch der Töne, Lichter und Farben.

Ein visuelles Feuerwerk und eines der außergewöhnlichsten Film-Silvester der letzten Jahrzehnte.


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