Freistatt

Mitte August zeigt arte den mehrfach ausgezeichneten Film »Freistatt«, der ein düsteres Kapitel westdeutscher Geschichte beleuchtet. Es eine Geschichte über die Heimunterbringung sogenannter »schwer Erziehbarer«, die bis weit in die Siebzigerjahre hinein von Gewalt, Missbrauch und Repression gekennzeichnet war.


Sommer, 1968: Der Wind der Veränderung ist in den norddeutschen Kleinstädten höchstens als Brise zu spüren. Mit Aufmüpfigkeit begegnet der 14-jährige Wolfgang seinem Alltag, seiner Mutter und vor allem seinem Stiefvater.

Szenenbild - Freistatt
Bruder Wilde lehrt Wolfgang Gehorsamkeit / Foto: arte © Zum Goldenen Lamm/Boris Laewen

Als er von seiner Familie in die abgelegene kirchliche Fürsorgeanstalt Freistatt abgeschoben wird, findet er sich in einer Welt wieder, der er nur mit noch unbändigerem Freiheitsdrang begegnen kann: verschlossene Türen, vergitterte Fenster, militärischer Drill während der als Erziehung verbrämten täglichen Arbeitseinsätze im Hochmoor.

Der Film entstand mit Unterstützung der Diakonie an den Originalschauplätzen unweit meiner Geburtsstadt Diepholz, wo ich wenig später eine sehr viel glücklichere Kindheit erleben durfte. Doch den Geist der „schwarzen Pädagogik” und die Gottesfurcht spürte ich bis in die Schulbank.
MARC BRUMMUND - Regisseur

Wolfgang will sich nicht unterkriegen lassen, doch als er sich gegen den prügelnden Oberbruder Wilde auflehnt, muss er schmerzlich lernen, dass die anderen Jungen, in einem von Zwietracht und Gewalt beherrschten Alltag, keineswegs an seiner Seite stehen.

Doch für Wolfgang ist eines klar: Seine Sehnsucht nach Freiheit wird er so schnell nicht begraben.


»Freistatt« basiert auf wahren Begebenheiten: In den 50er und 60er Jahren wurden über 800.000 Kinder und Jugendliche in kirchlichen und staatlichen Heimen seelisch und körperlich schwer misshandelt. Bereits seit Mitte der Sechzigerjahre berichtete Ulrike Meinhof über die staatlich und kirchlich sanktionierte Gewalt in den Heimen, unter anderem in ihrem Film »Bambule«.

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