Naomi ist vierundzwanzig und gerade von ihrem Arbeitgeber gefeuert worden. Jetzt verbringt sie den Sommer auf der griechischen Insel Hydra und wohnt in der Luxusvilla ihres Vaters Jimmie, einem steinreichen Kunstsammler.
Hydra ist Naomis zweites Zuhause, sie kennt die schönsten Flecken der Insel und plaudert mit den Einheimischen entspannt auf Griechisch.
Als Naomi am Strand die fünf Jahre jüngere Amerikanerin Sam kennenlernt, freundet sie sich mit ihr an. Gemeinsam wandern die beiden zu einsamen Badebuchten, treiben durch laue Nächte und genießen das Nachtleben der Insel.
Es könnte ein perfekter Sommer werden, wären da nicht Naomis Vater und vor allem Phaine, seine unerträgliche zweite Frau. Phaines Attitüden reizen Naomi bis aufs Blut – und der Reichtum der beiden erscheint Naomi regelrecht obszön.
Die Ferien nehmen eine dramatische Wendung, als die jungen Frauen in einer abgelegenen Bucht auf den Syrer Faoud treffen. Naomi verhilft Faoud zu einem Unterschlupf, versorgt ihn mit dem Nötigsten und stürzt sich bald in eine ungleiche Liaison.
Aus einer Laune schlägt sie Faoud vor, in das Haus ihres Vaters einzubrechen – um mit dem leicht erbeuteten Geld ein neues Leben zu beginnen …
Einbruch im luxuriösen Idyll
Sonne, Sommer, Luxus und dekadente Langeweile. Gewürzt mit einer Prise Rachsucht, Egozentrik und dem stoischen Fatalismus desjenigen, der nichts mehr zu verlieren hat. Aus diesen Zutaten mixt Lawrence Osborne einen eleganten Psychothriller, der in seinen besten Momenten an Klassiker von Patricia Highsmith erinnert (Der talentierte Mr. Ripley).
Mit dem Einbruch in die Villa von Naomis Vater verstrickt sich das ungleiche Trio in ein Netz aus Lügen, Scham und gegenseitigen Abhängigkeiten. Die Freundschaft zwischen Sam und Naomi kühlt ab, Faoud setzt sich nach Italien ab. Dort beginnt eine Odyssee, die ihn von Brindisi bis in die Toskana führt.
Mit seinem raffinierten Wüstenthriller »Denen man vergibt« hat Lawrence Osborne gezeigt, dass er geschmeidig zwischen Hochspannung und literarischen Anspruch balanciert.
Dies setzt er in seinem neuen Roman fort, die Handlungsfäden sind spannend ineinander verwoben und das Hauptthema ist brandaktuell. Die Figuren sind diesmal nicht ganz so differenziert gezeichnet – aber zum Ausgleich punktet das neue Buch mit umwerfenden Schauplätzen.
Vor dem inneren Auge nimmt die Insel Hydra Gestalt an: heiß, flirrend, duftend und still – ein autofreies griechisches Idyll, das von Kunstliebhabern, Luxusurlaubern, Lasteseln und wenigen Einheimischen bevölkert wird. Und parallel nimmt uns der Autor mit auf einen Roadtrip durch das südliche Italien, der von einer staubigen Piazza in Apulien bis zu einer toskanischen Bäckerei führt, in der das Frühstücksgebäck duftet.
Ein echter Pageturner und wunderbar bissiger Roman, der Lust auf den Sommer und griechische Inselferien macht.