Am Ende bleiben die Zedern

BuchcoverSamirs Eltern fliehen in den Achtzigerjahren aus dem Libanon, in Süddeutschland finden sie eine neue Heimat. Dort wachsen Samir und seine Schwester auf, geborgen in der heilen Welt ihrer Familie.

Abend für Abend erzählt Brahim, Samirs Vater, dem Sohn vom Libanon. Er denkt sich Geschichten aus über den Schatzsucher Abu Youssef und dessen Freund Amir, ein sprechendes Kamel.

Die Art, wie der Vater von seiner Heimat sprach, seine Leidenschaft und Begeisterung, griff wie ein Fieber auf mich über. Der Libanon, mit dem ich aufwuchs, war eine Idee. Die Idee vom schönsten Land der Welt ...
PIERRE JARAWAN - Am Ende bleiben die Zedern

Doch immer öfter erhält Brahim seltsame Anrufe, flüsternd zieht er sich mit dem Telefon zurück. Eine unheilvolle Spannung liegt in der Luft – und dann verschwindet Brahim eines Nachts spurlos.

Kein Lebenszeichen, kein Anruf und kein Grund für sein Verschwinden. Nach und nach richtet sich Samirs Mutter in einem Leben als Alleinerziehende ein, findet einen Beruf und später auch neue Freunde.

BeirutSamir wächst zu einem eigenbrötlerischen Teenager heran und beginnt schließlich eine Ausbildung zum Bibliothekar. Doch dann trifft ein neuer Schicksalsschlag seine Familie.

Hier sind meine Wurzeln. Noch fühlt es sich ungewohnt an, nicht authentisch.
PIERRE JARAWAN - Am Ende bleiben die Zedern

Samirs stille Wut auf seinen Vater bekommt neue Nahrung und droht, ihn zu verzehren. Als Samir sich verliebt und heiraten will, spürt er, dass er mit diesem Kapitel abschließen muss und fliegt nach Beirut …

Auf Spurensuche im Libanon

Pierre Jarawan wandelt lose auf den Spuren seiner eigenen Biografie und lässt seine Hauptfigur Samir den Libanon entdecken. Den roten Faden bilden dabei die Geschichten, die sich Brahim für seinen Sohn ausdachte. In Beirut entdeckt Samir, dass all die märchenhaften Gestalten lebende Vorbilder hatten.

BeirutDie Begegnungen mit diesen früheren Freunden und Kollegen Brahims werden zu Puzzlesteinen, die Samir helfen, den Weg seines Vaters zu verstehen.

Alles pulsiert, alles leuchtet. Beirut bei Nacht, diese funkelnde Schönheit, ein Diadem aus flirrenden Lichtern, ein Band aus Atemlosigkeit.
PIERRE JARAWAN - Am Ende bleiben die Zedern

Brahims Leben spiegelt die Verhältnisse im Libanon und erzählt etwas über die jüngere Geschichte des krisengeschüttelten Landes, in dem Religion die Bevölkerung noch immer spaltet. Hochzeiten zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens sind bis heute unmöglich, und so handelt der Roman auch von arrangierten Ehen und geheimen Lieben.

Jarawans Sprache ist bildreich, sinnlich und manchmal auch orientalisch-blumig. Die Nebenfiguren wirken manchmal etwas hölzern, besonders wenn sie ausschweifend über einschneidende Momente der libanesischen Geschichte dozieren. Aber Samir selbst ist eine anrührende Hauptfigur, ein junger Mann, der endlich sein persönliches Trauma überwinden will.

Ein schöner Mix aus Coming-of-Age Roman und literarischer Libanon-Reise. Das Hörbuch ist weniger zu empfehlen, es ist stark gekürzt und nervt gelegentlich mit einer näselnden hohen Stimme, mit der alle Nebenfiguren gesprochen werden, egal ob männlich oder weiblich.

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