Kopenhagen, 1883. Webereidirektor Triepke stellt die mittellose sechzehnjährige Asta als Gesellschafterin für seine gleichaltrige Tochter Marie ein.
Marie will unbedingt Malerin werden und kennt kein anderes Gesprächsthema als Farben, Formen, Kompositionen.
Asta kann Marie anfangs nicht besonders leiden, zu unbeherrscht ist diese, zu eigensinnig und zu verwöhnt. Dennoch werden die jungen Frauen zu engen Vertrauten und knüpfen das Band einer langen und schwierigen Freundschaft.
Mit zwanzig lernt Marie den norwegisch-dänischen Maler Peder Severin Krøyer kennen. Krøyer ist fasziniert von der bildschönen jungen Frau und bittet Marie, ihm Modell zu stehen. Widerstrebend willigt Marie ein, unter der Bedingung, dass der berühmte Maler ihr Unterricht erteilt.
Zwei Jahre später heiraten Krøyer und Marie und begeben sich auf Hochzeitreise nach Italien, beide wollen dort das Licht des Südens auf die Leinwand bannen. Doch Marie erkrankt an Typhus und wird in ihrem Schaffen ausgebremst.
Das Paar kehrt nach Dänemark zurück und lässt sich im hohen Norden nieder, in der Künstlerkolonie Skagen. Die Krøyers stellen Asta als Haushälterin ein und bald sind alle drei Teil einer illustren Bohème.
Man malt plein air am Strand und trifft sich zum gemeinsamen Essen, Trinken und Feiern bei Holger Drachmann oder dem Künstlerpaar Anna und Michael Ancher. Anna ist die Tochter des Gastwirts Brøndum, sie ist eine talentierte Malerin und wird für Marie zu einem leuchtenden Vorbild.
Marie will ebenso wie Anna von den Männern als ebenbürtige Künstlerin anerkannt werden. Doch ausgerechnet ihr Ehemann, Peter Severin Krøyer, setzt alles daran, Maries Erfolg zu verhindern …
Zeitreise in eine schillernde Künstlerkolonie
Der Roman porträtiert das künstlerische Leben in dem beschaulichen Ort Skagen, einer hübschen Kleinstadt an Dänemarks Nordspitze. Skagen ist berühmt ist für seine Maler, seine bildschönen gelben Häuser und die Dünenspitze Grenen, wo sich Nordsee und Ostsee in diagonal zulaufenden Wellen begegnen.
In zwei parallelen Handlungssträngen erzählt Stina Lund von der Malerei unter dem Licht des Nordens. Dem historischen Porträt Marie Krøyers, die in einer schwierigen Künstler-Ehe gefangen ist, stellt die Autorin eine moderne Geschichte rund um die Frankfurterin Vibeke zur Seite: die junge Frau schreibt sich in Skagen für ein Kunststudium ein und lernt den Ort und seine Bewohner lieben.
Während der historische Teil des Romans stimmungsvoll vom Leben der Skagener Bohème erzählt, bleibt der moderne Erzählstrang leider flach, die Figuren klischeehaft und die Handlung vorhersehbar. Spaß machen aber auch hier die Spaziergänge durch das heutige Skagen, die von den Wohnhäusern der Skagen-Maler über das Gasthaus Brøndum bis zur der von Flugsand begrabenen versandeten Kirche führen.
Ein schöner Unterhaltungsroman, der Lust darauf macht, die Landschaften und Motive der berühmten Bilder an ihren Original-Schauplätzen zu entdecken.
Das Buchcover zeigt das Gemälde »Spaziergang am Strand« vom Michael Ancher, welches im wunderbaren Skagens-Museum ausgestellt ist.
mehr über berühmte Malerinnen: »Frida« (über Frida Kahlo) und »Paula« (über Paula Modersohn-Becker)