Commissario Antonio Morello hat sich in Sizilien mit der Mafia angelegt. Zu seinem eigenen Schutz lebte er zuletzt in einer Kaserne, jetzt hat man ihn nach Venedig versetzt.
Also zieht Morello in den Norden, in die angeblich schönste Stadt der Welt. Doch von Anfang an hasst er Venedig. Die vielen Touristen, die brackigen Kanäle, die Kreuzfahrtschiffe, die sich wie Hochhäuser durch die Lagune wälzen.
Morello würde am liebsten wieder kehrt machen. Zurück zu den Menschen die er liebt, zurück in seine Heimatstadt Cefalù. Doch gleich an seinem ersten Arbeitstag hält ihn ein Mordfall auf Trab.
Ein junger Aktivist wurde ermordet. Der Sproß einer vermögenden Familie war Student und machte mit der Parole »No grandi navi!« gegen die Kreuzfahrtschiffe mobil.
Gemeinsam mit seiner aus Triest stammenden Kollegin Anna Klotze begibt sich Morello auf die Suche nach dem Mörder. Aber einige im Team legen sich quer, sie sind gegen den neuen Chef und intrigieren gegen den »Sizilianer«.
Morello will zurück nach Cefalù – bis ihm Silvia über den Weg läuft. Die Architekturstudentin nimmt ihn mit auf einen Streifzug durch die Stadt und zeigt ihm eine andere Seite Venedigs …
Zwischen Dolce Vita und Massentourismus
Wolfgang Schorlau ist der Erfinder des deutschen Privatermittlers Georg Dengler und spezialisiert auf Krimis, die die politischen Probleme ihrer Schauplätze in den Mittelpunkt rücken. Nach diesem bewährten Muster würzt Schorlau auch seinen neuesten Roman, den er gemeinsam mit seinem sizilianischen Freund Claudio Caiolo schrieb, mit einer Prise Gesellschaftskritik.
»Der freie Hund« erzählt von den Problemen, die Venedigs Massentourismus mit sich bringt und von den langen Armen der Mafia, die von Sizilien bis in den Norden reichen.
Das Ganze wird aufgelockert mit unzähligen Espressi und leckerem Essen – gern auch mal sizilianisch – und länglichen Aufzählungen von Straßennamen, die nach Insider klingen, aber dann irgendwann auch mal nerven.
Ein Feelgood-Krimi mit viel Lokalkolorit à la Donna Leon, weniger hart als »Dengler« und einigermaßen grob in der Figurenzeichnung. Die Frauen sind vor allem schön, abgesehen von Anna Klotze, die auch tough ist. Offen bleibt bis zum Schluss die Frage, warum Morello seine Mitarbeiterin Anna Klotze eigentlich permanent duzt, während sie den Chef beharrlich siezen muss. Als die beiden es dann endlich hinkriegen, ist der Roman dann schon fast zu Ende.