Verachtung

Im Oktober ist erstmals der vierte Teil der Adler-Olsen Verfilmungen im Free-TV zu sehen. Carl Mørck und sein Kollege Assad stoßen diesmal auf einen lange vergessenen Skandal: eine »Besserungsanstalt«, in der bis in die Sechzigerjahre Mädchen und Frauen inhaftiert und misshandelt wurden.


Das Dezernat Q nimmt einen neuen Fall in Angriff: es geht um drei mumifizierte Leichen, die Handwerker in einer verlassenen Wohnung gefunden haben. Die Toten – zwei Frauen und ein Mann – sind auf besondere Weise arrangiert, sie sitzen an einer Festtafel, an der sie ein schauriges Mahl verspeisen. Ein vierter Platz ist noch frei.

Verachtung
Nete lernt im Mädchenheim den jungen Dr. Wad kennen und fürchten / © ZDF und Henrik Ohsten

Carl Mørck und Assad finden schnell heraus, wer die Toten sind: es handelt sich um eine Frau namens Nete Hermansen, die Prostituierte Rita Nielsen und den Anwalt Philip Nørvig. Doch es bleibt unklar, für wen der vierte Platz freigehalten wurde.

Er stand vor ihr und musterte sie auf eine Weise, die sie nicht mochte. Dann ging er hinüber zum Fenster, zog die Vorhänge zu und wandte sich mit einem Blick zu ihr um, der ihr sagte, dass hinter dem Kittel und diesen Augen etwas sehr Privates lauerte.
JUSSI ADLER-OLSEN - Verachtung

Die Wohnung wurde von einer ehemaligen Krankenschwester angemietet, Gitte Charles, die spurlos verschwunden ist. Dennoch geht die Miete seit Jahren von einem Auslandskonto regelmäßig ein. Die Ermittler schreiben Gitte zur Fahndung aus.

Bald stoßen sie auch auf einen Ort, welcher die drei Toten verbindet: die Frauenklinik auf Sprogø, in der bis in die Sechzigerjahre medizinische Experimente und Zwangssterilisationen an inhaftierten Frauen durchgeführt wurden. Dieses dunkle Kapitel gilt eigentlich als beendet, aber es mehren sich Hinweise, dass die Täter noch immer aktiv sind.

Verachtung
Zwischen Assad und Carl herrscht dicke Luft / © ZDF und Henrik Ohsten

Für Carl und Assad beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Doch im Kellerbüro herrscht dicke Luft, denn Assad will das Sonderderzernat Q verlassen …

Die Luft im Büro war abgestanden und die Leuchtstoffröhre an der Decke flackerte. Den Mittwoch zu überstehen, das war immer am schlimmsten.
JUSSI ADLER-OLSEN - Verachtung

Wahre Ereignisse inspirierten Jussi Adler-Olsen zu dieser Geschichte: auf der Insel Sprogø befand sich von 1922 bis 1961 die »Kellersche Anstalt«, eingewiesen wurden Frauen und Mädchen, die als unangepasst oder sexuell freizügig galten. Die sogenannten »gefallenen Frauen« wurden interniert, isoliert und mehr als 10.000 von ihnen sterilisiert, viele davon unter Zwang. Für die Bevölkerung war die Insel gesperrt.

Drehorte von »Verachtung« waren Kopenhagen und Originalschauplätze auf Sprogø, die Insel ist heute ein Verbindungspunkt der Storebælt-Brücke zwischen Fünen und Seeland. Einige Szenen wurden auch in Schleswig-Holstein und im Hamburger Schanzenviertel gedreht.

Nikolaj Lie Kaas (Follow the Money) spielt Carl Mørck, Fares Fares (Nile Hilton Affäre, Chernobyl) seinen Kollegen Assad und Johanne Louise Schmidt (Kidnapping) ihre Kollegin Rose.

Neben dem Film lohnt es sich – auch zusätzlich – den Roman »Verachtung« zu lesen. Er gehört zu einem der besten in der Carl-Mørck-Reihe; die beiden Handlungsstränge sind ausführlicher als in der Verfilmung erzählt. Besonders Nete, die als Mädchen auf Sprogø misshandelt wird, ist darin eine komplexe Figur mit einer spannenden Lebensgeschichte.

Sogenannte Besserungsanstalten, in denen regelmässig Übergriffe stattfanden, gab es nicht nur in der Dänemark, sondern in auch in anderen Ländern. Von ähnlich dramatischen Fällen erzählen auch Filme wie »Freistatt« (Jugendfürsorgeheim im Wietingsmoor), »Barbara« (Jugendwerkhof Torgau) und »Die unbarmherzigen Schwestern« (Magdalenheime in Irland).


Sendetermine ZDF

Montag, 26. Oktober 2020, 22.15 Uhr
online vom 26. Oktober bis 31. Oktober 2020