1952. Die junge Kommunistin Antonia Berger kehrt halb verhungert aus dem sowjetischen Arbeitslager zurück nach Deutschland. An der Hand ihre schwerkranke Tochter Lydia, an ihrer Seite Irma und Susanne, Leidensgenossinnen aus dem Lager.
In Fürstenberg bereitet die noch junge DDR den drei Frauen einen freundlichen Empfang, man besorgt ihnen einen guten Arbeitsplatz und eine schöne Wohnung. In der Klinik kümmert sich der sympathische Dr. Zeidler rührend um die kleine Lydia. Endlich scheint alles gut zu werden.
Doch der Neuanfang hat einen hohen Preis. Stalins Verbrechen sind in der DDR tabu, Antonia, Irma und Susanne sollen über das Erlebte schweigen. Der Parteifunktionär Leo Silberstein zwingt die Frauen, ein Schweigegelübde zu unterschreiben. Ein Wort zu viel und sie werden erneut inhaftiert.
Antonia fügt sich und beschließt, nur noch nach vorn zu blicken. Noch immer glaubt sie an den Kommunismus, noch immer wünscht sie sich, das die Opfer nicht umsonst waren.
Silberstein ernennt Antonia zur Leiterin des »Haus des Volkes«, endlich darf sie wieder Kulturarbeit leisten. Und auch privat lebt sie sich allmählich ein. Sowohl Silberstein als auch Dr. Zeidler umwerben Antonia, zaghaft lässt sie sich auf eine neue Liebe ein.
Doch die Vergangenheit wiegt schwer, und das erzwungene Schweigen vergiftet Antonias Beziehungen …
Ein richtiges Leben im falschen
Das intensive Drama beleuchtet ein bislang wenig bekanntes Kapitel der DDR und erzählt von den Gulag-Rückkehrern, die mehrfach von der Partei verraten wurden. Es waren junge, überzeugte Kommunisten, die in den Dreißigerjahren aus Nazi-Deutschland in die Sowjetunion emigriert waren. Später wurden sie unter Stalin in Arbeitslager verbannt.
Antonia steht für eine von ihnen. Trotz ihrer schrecklichen Erlebnisse hofft sie in der DDR auf eine bessere Zukunft. Dort arbeiten die Partei und begeisterte Menschen an einem Gegenentwurf zu Westdeutschland, wo Nazis noch immer auf einflussreichen Posten hocken.
Manche siedeln sogar aus dem Westen über, wie der aus Hamburg stammende Dr. Zeidler oder Antonias österreichische Nachbarn. Doch die Kehrseite des Aufbruchs heißt Linientreue, die Partei duldet keine Kritik.
In starken Bildern erzählt der Film vom erlittenen Unrecht, das durch staatlich verordnetes Schweigen nahezu unerträglich wird. Der Film lebt von seiner unheilvollen Spannung und der Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara, die auf eindrucksvolle Weise den gesamten Film trägt. In Mimik und Körpersprache zeigt sie eine Frau, die an all dem Ungesagten zu ersticken droht und zunehmend versteinert.
Gedreht wurde der Film an Originalschauplätzen in Eisenhüttenstadt (ehemals Stalinstadt), das neben der in Fünfzigerjahren gegründeten Planstadt auch das kleinere Fürstenberg umfasst.
Das Schweigen über die sowjetische Lagerhaft deutscher Exil-Kommunisten spielt auch eine wichtige Rolle in Eugen Ruges vielschichtigen Familienroman »In Zeiten das abnehmenden Lichts«.
Der Film »Das schweigende Klassenzimmer« spielt ebenfalls in Stalinstadt, er handelt von einer wahren Begebenheit während des Ungarnaufstandes 1956.