Im ehemaligen Kurort Bad Heim hat schon lange kein Tourist mehr übernachtet. Jeden Sommer wüten dort Waldbrände und erleuchten den schwefligen Himmel.
Iris ist Ende dreißig und führt hier ein Hotel, der alte Familienbesitz geht langsam aber sicher vor die Hunde. Umso erfreuter ist sie, als eine junge Mutter mit Kind bei ihr eincheckt.
Die Frau stellt sich als Dori vor, ihre Tochter im Kindergartenalter heißt Ilya. Iris richtet den beiden morgens das Frühstück, plaudert mit Dori und und spielt draußen am Teich mit dem Mädchen. Endlich wieder Leben im Haus.
Dori und Ilya bleiben, und mit der Zeit kommen die beiden Frauen sich näher, obwohl Dori stets angespannt wirkt. Gehetzte Blicke, fahrig beendete Gespräche.
Und immer wieder scheint Dori ihr eigenes Kind zu vergessen. Ist Dori in Gefahr? Oder müsste Ilya vor ihrer Mutter geschützt werden?
Als der Brand eskaliert, versuchen die drei Bad Heim zu verlassen …
Gehen oder bleiben?
Gekonnt spiegelt dieser feine und hochaktuelle Roman die äußere Bedrohung durch ein inneres Gefühl latenter Gefahr. Da ist zum einen das beängstigende Setting: der fiktive Kurort Bad Heim ächzt unter dem Klimawandel, liegt jetzt mitten in einem Waldbrandgebiet und ist darüber nahezu unbewohnbar geworden.
Warn-Apps regeln den Alltag, der sich im Sommer fast nur noch hinter geschlossenen Fenstern und Türen abspielt. Wer kann, der geht.
Und zum anderen ist da die Geschichte einer Annäherung, zwischen zwei Frauen Ende dreißig, die auf unterschiedliche Weise aus ihrem alten Leben gefallen sind. Zwischen Zuneigung, Glück und Irrationalität stürzt Dori die zweifelnde Iris in ein Wechselbad der Gefühle.
Ein famoses Debüt, soghaft und sehr atmosphärisch. Jeder Satz sitzt, jedes Kapitel facht die bedrohliche Stimmung weiter an. Manches bleibt auch nur angedeutet und beschäftigt gerade deshalb über das Gelesene hinaus. Climate fiction trifft auf toxische Beziehungen.