Ajay wächst im nördlichen Indien als Sohn einer bitterarmen Familie auf. Als der Vater stirbt, wird er an ein kinderloses Ehepaar verkauft. Dort schuftet er auf den Feldern, lernt kochen, lesen und schreiben.
Er wächst zu einem gut aussehenden Teenager heran. Und wird ein Meister darin, still zu beobachten und zu dienen.
Nach dem Tod des Dienstherrn wird Ajay vom Hof vertrieben und landet in Goa. Jetzt mixt er Drinks, dreht Joints für die Traveller und bedient wohlhabende indische Touristen. Einer von ihnen ist Sunny Wadia, Sprößling des mächtigen Wadia-Clans.
Sunny findet er Gefallen an Ajay und bietet ihm Arbeit in Delhi an. Dort wird Ajay wird zur Sunnys rechter Hand, ist Drogenbeschaffer, Chauffeur und Leibwächter in einem.
Zur gleichen Zeit heftet sich die junge Journalistin Neda an Sunnys Fersen. Sie ist den mafiösen Geschäften der Wadias auf der Spur. Doch auch sie verliert schnell die Distanz, lässt sich vom schillernden Sunny und dem rauschhaften Luxus blenden.
Sunny und Neda ziehen Ajay in ihre unheilvolle Liebesbeziehung mit hinein. Bis eine schicksalhafte Nacht das Leben aller drei verändert …
Großes Kino ohne Bollywood
Die aus Uttar Pradesh stammende Journalistin Deepti Kapoor hat an den Schauplätzen ihres Romans selbst gelebt, neben Delhi auch in Goa. »Zeit der Schuld« ist als erster Teil einer Trilogie geplant und erzählt eine epische Geschichte von Gier und Verrat, Macht und Korruption, toxischer Liebe und scheinbar grenzenloser Loyalität.
Abwechselnd nimmt der Roman die Perspektive von Ajay, Sunny und Neda ein und zeichnet ein Bild der unter heftigen Kontrasten leidenden indischen Gesellschaft. Da ist die Dekadenz der Superreichen wie den Wadias, die sich neben Macht und Einfluss auch Menschen kaufen können.
Am anderen Ende stehen Dalits (»Unberührbare«) wie Ajay. Seine Familie ist so arm, dass mangels Holz sogar die Einäscherung des Vaters misslingt. Der unerträgliche Gestank wird Ajay nie wieder loslassen.
Doch Ajay hört nicht auf, vom Aufstieg zu träumen, von einem besseren Leben, im dem man seine Würde respektiert.
Und zwischen diesen beiden Polen der Gesellschaft wächst die Journalistin Neda als behütetes Kind der Mittelschicht heran, vom Luxus der Wadias ebenso entfernt wie dem Elend der Slums.
Ein bildstarker literarischer Pageturner, der bereits auf den ersten Seiten einschlägt und einen mit allen Sinnen in diese herzzerreißende, oft brutale Geschichte hineinzieht. Großes Kino auf knapp siebenhundert Seiten. Ganz ohne Bollywood.