April 1978. Die Londoner Familie Chamberlain unternimmt einen Roadtrip auf der neuseeländischen Südinsel. Bevor John seinen Job in Wellington antritt, wollen die Eltern die wilde Schönheit der Westküste genießen. Doch in einer regnerischen Nacht kommt der Wagen von der Straße ab und stürzt auf die Klippen.
Die Kinder finden sich jenseits eines dicht bewaldeten Steilhangs an einer Flussmündung wieder. Der 14-jährige Maurice hat sich das Bein gebrochen, sein kleiner Bruder Tommy hat eine Verletzung am Kopf. Einzig ihre Schwester, die 12-jährige Katherine, scheint einigermaßen unversehrt.
Als den beiden Älteren klar wird, dass die Eltern tot sind, drängt Maurice seine Schwester Hilfe zu holen. Er selbst kann kaum ein paar Schritte humpeln. Doch Katherine traut sich nicht weit in das Dickicht hinein.
Nach zwei Tagen taucht ein verlottert aussehender Mann in der Bucht auf. Er führt sie zu einer abgelegenen Farm, die er im Busch gemeinsam mit einer älteren Frau betreibt. Doch die beiden sind nicht daran interessiert den Kindern zu helfen, sondern spannen sie sie bei der Farmarbeit ein.
Bald kämpfen die Geschwister um ihre Freiheit und ums Überleben, während ihre Tante verzweifelt nach den Verschwundenen sucht …
Weitaus mehr als ein Thriller
Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag: ein Auto stürzt durch die regensatte Nacht, es fällt und fällt, und John Chamberlain umklammert das nunmehr nutzlose Steuer. Am nächsten Morgen sind die drei überlebenden Geschwister in einer von Urwald umgebenen Bucht auf sich allein gestellt. Die Jungen sind schwer verletzt und Katherine hat nicht den Mut einen Weg zurück in die Zivilisation zu suchen. Stoisch hofft sie auf Hilfe von außen.
Doch als der abgerissene Outlaw Peters sie nahe der Bruce Bay zufällig findet, fackelt er nicht lange und treibt seine menschliche Beute zu einer im Urwald versteckten Farm. Dort nimmt die von Rheuma gezeichnete Martha die Kinder in Empfang.
Kostenlose Arbeitskräfte kommen Peters sehr gelegen. schnell macht er den Kindern klar, dass sie gut daran tun, sich in sein hartes Regime zu fügen. Die Geschwister schwanken zwischen Angst und Sehnsucht, der Anpassung ans Unabänderliche und dem Pläne schmieden, sich aus eigener Kraft zu befreien. Noch einmal die Straßen von London zu sehen.
»Kerbholz« ist ein herausragender psychologischer Spannungsroman, der seine Figuren sorgfältig entwickelt und damit weit über einen gewöhnlichen Thriller hinausweist. Carl Nixon nimmt sich Zeit um Spannung aufzubauen und verschränkt die beiden Zeit- und Handlungsebenen geschickt miteinander. Bis zum ebenso schlüssigen wie überraschenden Ende ist nichts vorhersehbar, und die Beschreibungen der wilden Landschaft bilden einen dunklen, atmosphärischen Rahmen.