Little Bird

Die kanadische Dramaserie erzählt vom »Sixties Scoop«, dem perfiden staatlichen System zur Verschleppung indigener Kinder und deren Zwangsadoption, welches bis in die 1980er Jahre überdauerte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Bezhig und ihre Familie. Als Fünfjährige wurde sie von Eltern und Geschwistern getrennt, jetzt heißt sie Esther Rosenblum und freut sich auf ihre Hochzeit. Nachdem ihre Schwiegermutter sie auf der Verlobungsfeier mit rassistischen Bemerkungen beleidigt, begibt sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln.


Patti und Morris lieben sich und ihre Kinder / arte © Steve Ackerman, Fremantle

Kanada, Long Pine Reservat, 1968. Die Familie Little Bird vom indigenen Volk der Ojibwe lebt in einfachen Verhältnissen in der Prärie von Saskatchewan. Kein Strom, kein fließend Wasser, eine Erdgrube hält Lebensmittel kühl.

Eines Tages streift Bezhig mit ihrem Zwillingsbruder Niizh durch das Grasland der Prärie, während ihr großer Bruder Leo mit seinem Vater jagen geht. Die kleine Dora ist krank und bleibt mit der Mutter Patti im Haus. Als Niizh mit seiner Zwille ein Polizeiauto beschießt, kommt es zu einen folgenschweren Zwischenfall.

Die Streife alarmiert das Jugendamt, die drei Kinder reißt man der verzweifelt tobenden Patti aus den Armen. Als Vater Morris mit Leo heimkehrt, findet er seine Frau in Handschellen im Haus angekettet. Empört stellt er die Polizisten zur Rede und wird daraufhin von ihnen ins Koma geprügelt.

Esther und David feiern ihre Verlobung
/ arte © Steve Ackerman, Fremantle

Montreal, 1986. Bezhig wurde von einer jüdischen Familie adoptiert und lebt als Esther Rosenblum in der jüdischen Community. Sie studiert Jura und ist mit dem Arzt David liiert. Ihre Verlobungsfeier zeugt von einer strahlenden Zukunft, wären da nicht dieses nagende Gefühl fehl am Platz zu sein und die Flashbacks einer anderen Familie.

Als Davids Mutter Esther wieder einmal spüren lässt, dass sie »exotisch« und niveaulos sei, brechen verdrängte Erinnerungen hervor. Esther geht dem einzigen Hinweis auf ihre Ursprungsfamilie nach. Doch die Behörden sind alles andere als kooperativ und halten ihre Adoptionsakte unter Verschluss …


Niizh beim Fototermin für seine Adoptionsannonce / arte © Steve Ackerman, Fremantle

Die Serie basiert auf wahren Ereignissen, während des sogenannten Sixties Scoop wurden mehr als 20.000 indigene Kinder ihren Familien entrissen und gezielt ihren Angehörigen und ihrer Kultur entfremdet. Es war eine Fortsetzung des Residential Schools-Projekts, welches Kinder aus First-Nations-Familien in christliche Internaten steckte.

Die Serie spielt in zwei Zeitebenen und zeigt die verheerenden Auswirkungen der brutalen Familienpolitik, bei der die geraubten Kinder sogar via Zeitungsannoce zur Adoption angeboten wurden.

Die Familie Little Bird kommt für ein Familienfoto zusammen / arte © Steve Ackerman, Fremantle

Empathisch und differenziert erzählt »Little Bird« von Pattis und Esthers fast aussichtslosen Kampf gegen die Behörden, und von der durch Enttäuschungen getrübten Wiedervereinigung einer versprengten Familie.

Für die Produktion zeigte sich vor und hinter der Kamera ein vorwiegend weibliches und indigenes Team verantwortlich, darunter Regisseurin Elle-Máijá Tailfeather und Showrunnerin Jennifer Podemski. In den Hauptrollen glänzen Darla Contois als Esther/Bezigh und Ellyn Jade als deren Mutter Patti.

Gedreht wurde die Serie in der Provinz Manitoba, die Drehorte liegen rund um Winnipeg im traditionellen Stammesgebiet von First Nations wie Cree und Dakota.


Sendetermine arte

Donnerstag 23.5.2024, ab 21:45 Uhr, alle 6 Folgen
online vom 16.5.bis 20.8.2024 in der arte Mediathek