Kränkungen beeinflussen unser Verhalten oft mehr, als wir es uns eingestehen. Die Serie erzählt in zwei voneinander unabhängigen Staffeln aus dem Leben von Menschen, die seit langem unter einer tief sitzenden Kränkung leiden und deren Leben plötzlich aus dem Ruder läuft.

Jeder kränkt im Laufe seines Lebens, jeder ist kränkbar und wird gekränkt. Was kränkt, ist aber ganz individuell, und wer kränkt, tut dies häufig unbewusst. Dennoch stehen oft kleine persönliche Verletzungen am Anfang ganz großer Katastrophen.

AGNES PLUCH (Drehbuch)

Staffel 1 – Am Anschlag

Für Georg ist Eva die große Liebe / © ZDF und Petro Domenigg / filmstills.at K.

In einem Shoppingcenter fallen Schüsse. Dort halten sich mehr oder minder zufällig etliche Menschen auf, die zutiefst gekränkt wurden. Jeder von ihnen könnte der Täter sein.

Einer von ihnen ist Georg, er hat viele Jahre als Roadie gearbeitet, doch der Liebe wegen wurde sesshaft. Jetzt arbeitet er als Security-Mitarbeiter im Einkaufscenter Sunshine City. Seine Freundin Eva ist seit einem schweren Autounfall erblindet.

Die toughe Managerin Mira wird im Einkaufscenter von Jugendlichen bestohlen und gerät mit Georg aneinander. Ihr ganzes Leben dreht sich um ihre Karriere. Niemals will sie so enden wie ihre Mutter Ingeborg, die stets nur für die Familie gelebt hat.

Die alleinerziehende Ärztin Sarah hat Geldsorgen / © ZDF und Petro Domenigg / filmstills.at K.

Ingeborg unterstützt den Schüler Paul mit Nachhilfe. Die beiden mögen sich, und Paul hilft Ingeborg dabei, online neue Bekanntschaften zu schließen. Dabei lernt Ingeborg den in Tokio lebenden Wilhelm kennen. Sie verliebt sich und erwägt, mit Wilhelm noch einmal ganz neu anzufangen.

Pauls alleinerziehende Mutter Sarah ist mit ihrem Kräften am Ende. Den stressigen Alltag als Ärztin und Mutter übersteht sie manchmal nur mit Alkohol oder Tabletten. Ihr Ex-Mann Erik hat mal wieder den Unterhalt nicht gezahlt, verwöhnt aber Tochter Fanny mit teuren Geschenken. …

Staffel 2 – Am Ende

Julia, Rosa, Josef und Ben und Mirjam stellen sich gegen Sascha / © ZDF und Philipp Brozsek

Die zweite Staffel beginnt mit neuen Figuren und einer neuen Geschichte. Ausgangspunkt ist die Beerdigung von David, der viel zu früh verstirbt. Auf seiner Beerdigung wird ein Brief von ihm verlesen, der die Anwesenden schockiert. Keine versöhnlichen Worte, stattdessen Anschuldigungen.

Auf Begräbnissen liegen die Nerven blank und die Emotionen offen. Gerade weil sich alle um größtmögliche Harmonie bemühen, brechen ganz plötzlich familiäre Strukturen auf und alte Kränkungen kommen hoch. Ich denke, die Auseinandersetzung mit dem Tod, nicht zuletzt mit der eigenen Sterblichkeit, überfordert einfach alle.

AGNES PLUCH (Drehbuch) - über Staffel 2

Rosa singt auf der Feier ihres Hochzeitstages mit ihrer ehemaligen Band / © ZDF und Petro Domenigg

Davids letzte Worte wirken wie eine Abrechnung, die schwelende Konflikte neu befeuert. In einer parallelen Erzählebene geht die Serie zurück in die Vergangenheit und erzählt von einschneidenden Ereignissen in Davids Leben, aus der Sicht der jeweils Beteiligten.

Mich hat die innere Zerrissenheit der Rosa gereizt. Sie ist eine sehr kontrollierte Person und tut alles, um ein veraltetes Rollenmodell zu erfüllen. Dafür zahlt sie einen hohen Preis, nämlich ein Leben voller Lebenslügen und unerfüllter Sehnsüchte.

BARBARA AUER (Rosa)

Ausgangspunkt für die Serie war das Sachbuch »Die Macht der Kränkung« des Psychiaters Reinhard Haller, der in Staffel 1 einen kleinen Gastauftritt als Experte hat. Manches wirkt in dieser Staffel ein wenig dick aufgetragen, wie etwa das Geschäftsessen, für das Mira ihrer Mitarbeiterin Bettina erst das Dekolleté zurecht zupft und später zusieht, wie ein Kunde sie begraptscht. Den Holzhammer hätte es hier nicht gebraucht, im Zeitalter von #metoo sind die Spielarten sexueller Belästigung subtiler. Überhaupt wirkt Mira ein wenig drüber, ihre Rachefeldzüge schrammen scharf an der Grenze zur Groteske.

Dennoch geht das Gesamtkonzept der Serie auf. Als Whodunit bleibt sie bis zum Ende ausgesprochen spannend, und sie lässt nachempfinden, was Kränkungen anrichten können.

In den Hauptrollen der Staffel 1 sind unter anderem Julia Koschitz (Balanceakt) als Mira zu sehen und Johanna Wokalek (Spy City, Liberame) als Sarah. In Staffel 2 spielt Barbara Auer (Gott) Davids Mutter Rosa.

Drehorte waren Wien und Umgebung, sowie Linz. Das UNO Shoppingcenter in Leonding diente in Staffel 1 als Kulisse des Einkaufszentrums »Sunshine City«.