Emily Maxwells Mann ist gestorben. Nun soll das Sommerhaus am Lake Chautauqua im Staat New York verkauft werden. Ein letztes Mal trifft die ganze Familie dort zusammen, aus alter Tradition und um Abschied zu nehmen.
Emily freut sich auf eine harmonische Woche mit ihren Kindern und Enkeln, vor Ort möchte sie Erinnerungsstücke gerecht verteilen. Aber dann kommt alles anders.
Emilys Tochter Meg steht kurz vor der Scheidung und betäubt ihren Kummer mit Joints und Alkohol. Sohn Ken hat sich beruflich ins Aus manövriert, seine Ehefrau Lisa behandelt ihn wie einen Versager.
Die Enkel Sam und Justin bekämpfen ihre Langeweile mit Gameboys und Fernsehen, während die unscheinbare Ella sich leidenschaftlich in ihre Cousine Sarah verliebt …
Ein Sommer des Loslassens
Sieben Tage können verdammt lang werden, wenn man sie mit Menschen teilt, die einem nur noch wenig bedeuten. Stewart O’Nan (Die Chance) zeichnet in seinem Roman das Bild einer nur noch lose verbundenen Familie, in der die Erinnerungen den Kitt für längst zerbrochene Bindungen darstellen. Es ist die Geschichte einer langsam dahin plätschernden Ferienwoche, in der jeder der Protagonisten von etwas Abschied nehmen muss.
Emily trauert um ihren Ehemann und die vermeintlich glücklichen Zeiten, als die Kinder noch klein waren. Die erwachsenen Kinder Meg und Ken ziehen Bilanz in der Lebensmitte, betrauern verpasste Chancen und blicken auf die großen und kleinen Scherbenhaufen ihres Lebens.
Die heranwachsenden Enkel verabschieden sich von kindlich verspielten Sommern am See, ziehen sich in ihr Schneckenhaus zurück und werden grüblerisch, erleben Schmetterlinge im Bauch und den Schmerz der ersten Liebe. Verzweifelt bemühen sie sich um die Anerkennung Gleichaltriger.
Mit präzisen Blick schildert der Autor die letzte Woche am See aus der Sicht aller Protagonisten. Er beleuchtet einzelne Situationen aus den verschiedensten Blickwinkeln und setzt nach und nach ein vielschichtiges Bild der Familie zusammen. Ein Hologramm, das man drehen und wenden kann, dessen Figuren fernab von Klischees lebendig wirken.
»Abschied von Chautauqua« ist ein ruhiges Sommerbuch, dessen Dramatik weniger in den äußeren Ereignissen, als in den Nöten und Selbstzweifeln der Hauptfiguren liegt.
Ein Buch wie eine Woche Ferien, als Langeweile noch kein Fremdwort war, die Tage im trägen Gleichmaß vergingen und neue Ferienfreundschaften den Abschied traurig machten.
In den Büchern »Emily, allein« und »Henry persönlich« geht es erneut um die Familie Maxwell. In »Emily, allein« erzählt Stewart O’Nan, wie Emily sich in ihrem Leben als Witwe einrichtet. In »Henry persönlich« geht er etliche Jahre zurück und schreibt aus der Perspektive von Henry Maxwell über dessen Leben als Ehemann, Familienvater und Großvater.