Nathalie ist eine attraktive Frau jenseits der Fünfzig. Sie wohnt in Paris, unterrichtet Philosophie und brennt für ihren Beruf. Neben der Arbeit in der Schule gibt sie eine eigene Lehrbuchreihe heraus.
Mit ihrem Mann lebt sie seit 25 Jahren in einer stabilen Ehe, die Kinder sind beinahe erwachsen. Einzig Nathalies exzentrische Mutter, die Tag und Nacht um Aufmerksamt buhlt, bringt eine Spur Chaos in das geordnete Privatleben.
Doch dann ändert sich alles. Nathalies Mann verlässt sie für eine andere. Die Mutter muss in ein Altersheim und zu guter Letzt kratzt man auch noch Nathalies fachlicher Reputation: Der Verlag findet ihre Bücher veraltet und fordert einen zeitgemäßen Relaunch.
Nathalie muss raus. Sie fährt aufs Land, will mit sich selbst und den Veränderungen ins Reihe kommen. Zuerst fährt sie in die Bretagne, um dort Abschied vom gemeinsamen Ferienhaus zu nehmen.
Anschließend reist sie in die Berge, auf Einladung ihres intellektuellen Ziehsohns Fabien und in Begleitung der störrischen Katze Pandora. Fabien wohnt in einem abgelegenen Hof in den französichen Alpen, dort arbeitet er in einem Kollektiv junger Schriftsteller.
In der Gemeinschaft der jungen Leute fühlt sich Nathalie geborgen, sie genießt die angeregten Diskussionen und die intellektuelle Aufbruchsstimmung. Je länger sie bleibt, desto mehr fürchtet sie sich vor der Rückkehr in ihr einsames Zuhause …
Dem Leben mit Scharfsinn begegnen
Ungewöhnlich, dass im Kino eine Frau die Intellektuelle sein darf! Allein dafür lohnt es sich diesen Film anzusehen. Umso mehr, wenn diese scharfsinninge und attraktive Frau von Isabelle Huppert gespielt wird.
Ein Traumbesetzung, die Rolle ist der schönen Französin geradezu auf den Leib geschrieben. Sie verkörpert die verlassene Nathalie in einer Mischung aus Fragilität und innerer Stärke. Zeigt eine Frau, deren Blick über halbleere Regale streift und die für einen kurzen Moment den Verlust ihrer Bücher mehr bedauert, als den Auszug des geliebten Menschen.
Isabelle Huppert (Sehnsucht nach Paris, Mein liebster Alptraum) zeigt sich elegant, schlagfertig und zuweilen auch sehr bissig. Ihre Nathalie schwankt zwischen Aufbegehren und Fatalismus, zwischen intellektueller Schärfe und emotionaler Zerbrechlichkeit. Herausgekommen ist ein ebenso warmherziges wie komisches Portrait einer klugen Frau.
Gedreht wurde der Film in Paris, in der Bretagne in der Umgebung von Saint-Malo und Saint-Méloir-des-Ondes, sowie in den französischen Alpen, unter anderem in Vassieux-en-Vercorsin.
Ein sensibler und zuweilen auch sehr komischer Film über das Älterwerden, die Angst vor der Einsamkeit – und die Schlagkraft eines guten Argumentes.