1957. Eivor und Finn sind jung verheiratet, mit ihren kleinen Töchtern ziehen sie von Oslo nach Spitzbergen. Hier dauert die Polarnacht drei Monate lang.
Auf Finn wartet eine Stelle als Werksarzt im Krankenhaus von Longyearbyen. Dort flickt er Bergarbeiter zusammen, die sich bei der gefährlichen Arbeit in den Kohleminen verletzen.
Finn brennt für seine neue Arbeit, schnell findet er Anschluss bei den Kollegen. Und in Jens Heiberg, dem Versorgungschef der Insel, gewinnt er sogar einen besten Freund.
Eivor hingegen bleibt isoliert, sie fühlt sich zurückgeworfen auf ihre Mutterrolle und vermisst das Leben in Oslo. Ihr Mann hat kaum noch Zeit für sie, und ihre Anpassungsschwierigkeiten nerven ihn zunehmend.
Resigniert zieht sich Eivor zurück, gemeinsam mit der treuen Hündin Jossa unternimmt sie lange Skitouren in der einsamen Natur.
Unterdessen schürt Heiberg den Hass auf die Russen im nahen Barentsburg, immer dreister nimmt er Finn in Beschlag. Unangemeldet steht er in der Wohnung, wirkt aufgebracht und ängstigt die Mädchen. Doch Finn scheint für Heibergs Ausfälle blind zu sein und stürzt nicht nur seine Ehe in eine tiefe Krise …
Lagerkoller in der Isolation
Heidi Sævareid erzählt aus der Perspektive Eivors von einem Leben in innerer wie äußerer Isolation. Ohne eine Wahl gehabt zu haben, beginnt für die junge Frau auf Spitzbergen ein reduziertes Leben.
Herausgerissen aus dem warmen Oslo findet sie sich in einer Werkswohnung wieder, in einem trostlosen Kaff, das von der Kohlemine lebt und in dem sie für jeden nur die »Frau des Doktors« ist.
Für ihren Mann Finn hingegen öffnen sich Türen, er brennt auf die berufliche Herausforderung und saugt Spitzbergen beinahe euphorisch in sich auf.
Es macht eben doch einen Unterschied, ob man der Arbeit wegen an einem fremden Ort lebt, oder ob man seinen Partner in dessen neues Leben folgt. Einfühlsam zeigt der Roman die unvereinbaren Gefühlswelten von Finn und Eivor, das Unverständnis und die bleierne Sprachlosigkeit. Schließlich zieht sich Eivor in ihr Inneres zurück, Zuneigung und Anerkennung schenkt ihr die Hündin Jossa.
Daneben fängt Heidi Sævareid die Schönheit und Unbarmherzigkeit der Landschaft ein, erzählt vom Licht und der Bedrohung durch Kälte und wilde Tiere. Ein Fehler, eine Unachtsamkeit, kann hier tödlich sein.
Am Ende mündet der Roman in ein packendes Drama, erzählt von Menschen, die unter der Polarnacht zerbrechen und die dennoch verdammt sind, sie weiter zu ertragen. Denn im Winter kann niemand Spitzbergen verlassen, das arktische Meer bleibt für Monate unpassierbar. Das Warten auf das Ende der Polarnacht beginnt.