Rami und Bassam sind Freunde. Rami ist Jude und lebt in Jerusalem, seine Tochter Smadar wurde 1997 vom einem palästinensischen Selbstmordattentäter getötet.
Bassam ist Moslem, er lebt zehn Kilometer entfernt im palästinensischen Bait Dschala. Seine Tochter Abir starb 2007 durch ein Gummigeschoss, abgefeuert von einem israelischen Soldaten.
Als Abir stirbt, kennen sich Rami und Bassam bereits aus der Aktivistengruppe »Combatants for Peace«. Rami ist ein ehemaliger Soldat, seine Ehefrau Tochter eines Generals und Friedensaktivistin.
Bassam wurde mit 17 wegen eines Handgranatenangriffs von den Israelis inhaftiert. Im Knast befasst er sich erstmals mit dem Holocaust.
Geeint durch ihren tragischen Verlust stoßen beide Männer schließlich zum »Parents Circle Forum«. Sie wollen Brücken bauen, anstatt Hass zu schüren.
Gemeinsam engagieren sie sich für eine friedliche Lösung des Nahostkonfliktes, reisen um die Welt und erzählen ihre Geschichte …
Kaleidoskop des Konfliktes
Colum McCanns kunstvoller Roman sprengt alle Genres. Er ist dokumentarisch und literarisch zugleich, fiktional und handelt doch von wahren Begebenheiten.
In 1001 Passagen erzählt dieses Buch vom Zionismus, der Gründung des Staates Israel, von Kriegseinsätzen, dem Verlust der Heimat und dem Leben unter der Besatzung. Und immer wieder auch vom Familienleben, dem Alltag in Jerusalem und in den besetzen Gebieten.
Wenn Bassam mal wieder stundenlang im Checkpoint-Stau feststeckt, kann das tägliche Mühsal sein – oder auch tödlich ausgehen. Vielleicht hätte Abir überlebt, hätte man dem Krankenwagen nicht stundenlang die Weiterfahrt verwehrt.
In Jerusalem ist für Rami und seine Familie die Angst stets gegenwärtig. Kein Ort ist sicher, der Plastik-Sprengstoff Semtex passt in die kleinste Ritze. Auch in Krankenwagen, in Rucksäcke und unter die Kleidung.
Für Smadar wurde ein spontaner Einkaufsbummel zum Verhängnis, der Attentäter sprengte sich vor einem Buchladen in die Luft.
»Apeirogon« kreist kunstvoll um die großen Fragen des Nahostkonfliktes, beleuchtet wie ein Kaleidoskop die Historie und erzählt von Gefühlen der Trauer und Wut, Demütigung und Scham. Ein großer Roman, der dazu anregt, zementierte Positionen zu überdenken.
Der gut einstündige Dokumentarfilm »Within the Eye of the Storm« porträtiert Rami Elhanan und Bassam Aramin und nähert sich dem Nahost-Konflikt auf sehr persönliche Weise.
Der mehrfach ausgezeichnete Film folgt den Lebensgeschichten der beiden Männer, zeigt ihre Friedensarbeit und gemeinsame Momente.
Regisseurin Shelley Hermon produzierte den Film mit Unterstützung des von Robert Redford gegründeten »Sundance Institute«.