Im Jahr 2009 wütet ein Erdbeben in den Abruzzen und legt die Stadt L’Aquila in Schutt und Asche. Unter den Überlebenden sind Caterina und ihr Neffe Marco. In letzter Minute gelingt ihnen die Flucht aus ihren einstürzenden Haus, während Caterinas Zwillingsschwester Olivia unter den Trümmern begraben wird.
Caterina zieht mit ihrer Mutter in eine der Behelfsunterkünfte vor den Toren der Stadt, Olivias Sohn Marco kommt bei seinem Vater Roberto in Rom unter. Roberto ist Musiker, ständig auf Tournee und lebte seit einiger Zeit von der Familie getrennt. Bald hält es der heranwachsende Marco bei seinem Vater nicht mehr aus, er will zurück nach L’Aquila und bittet darum, bei seiner Tante und seiner Großmutter und leben zu dürfen.
Caterina und ihre Mutter rücken eng zusammen, beide bemühen sich, dem verschlossenen Roberto ein neues Zuhause zu geben. Behutsam nähern sich die drei Überlebenden an …
Alltag in außerordentlichen Umständen
In ihrem Roman beschreibt Donatella Di Pietrantonio die lang nachhallende Wucht eines Unglücks, das nicht nur Häuser zum Einstürzen brachte, sondern auch menschliche Bindungen abrupt veränderte. Aus Nachbarn und Familien wurden Überlebende und Tote, vom Schicksal verschont oder hart getroffenen.
Während die zurückhaltende Caterina langsam begreift, dass sie in der Familie niemals den Platz ihrer charismatischen Zwillingsschwester einnehmen kann, wagt sie sich Schritt für Schritt zurück in ihr eigenes Leben. Nachts schleicht sie heimlich in die gesperrte Altstadt von L’Alquila und birgt Erinnerungsstücke aus ihrer zerstörten Keramik-Werkstatt. Sie nimmt Abschied von dem was war und findet eine zerbrechliche neue Liebe.
Die Autorin stammt selbst aus den Abruzzen und schildert in ihrem Roman den zunächst improvisierten Alltag der Überlebenden, der nach und nach wieder zu etwas Gewohntem wird. Nach vielen Jahren in den Behelfswohnungen wird die Siedlung zu einem Zuhause, in der neue Bekanntschaften gepflegt werden. An echte Freundschaft oder Liebe wagt sich kaum einer heran, zu einer Zeit, in der die Toten und der Verlust des alten Zuhauses noch längst nicht betrauert sind.
»Bella mia« ist ein ruhiger und eindringlicher Roman. Er erzählt davon, wie Menschen nach einem traumatischen Erlebnis langsam wieder Lebensmut schöpfen und vorsichtig neue Wege beschreiten. Eine berührende Geschichte über den Alltag und das Loslassen in außerordentlichen Umständen.