Franziska lebt mit ihrem Mann Hannes und den Kindern auf dem Innerleit, einem Bergbauernhof im Südtiroler Tiefenthal. Im Sommer reibt sie sich auf, zwischen der Familie und den Feriengästen, die bei ihnen auf dem Hof logieren.
Den Rest des Jahres kämpft sie darum, die neu gebauten Ferienwohnungen zu vermieten. Voraussetzung dafür sind »fünf Küken« beim »Goldenen Huhn«. Der Dachverband zertifiziert Ferien auf dem Bauernhof und ist, gelinde gesagt, anspruchsvoll.
WLAN überall und der würzige Duft moderner Holzmöbel sind das Minimum, dazu geduldiges Streichelvieh. Für Schlechtwetterzeiten empfiehlt das Huhn Wellness-Angebote und die Aufwertung der Wohnungen mit gemütlichen Kaminöfen, oder gern auch privaten Infrarot-Saunen.
Mit einem Frühstücksservice könnte der Innerleit noch zusätzlich punkten. Doch Franziska ist klar, was das für sie bedeutet.
Hannes und seinem Vater, dem Altbauern Sepp, geht der Trubel mächtig auf die Nerven. Und Franziska fühlt sich gefangen in einem Hamsterrad. Immer öfter denkt sie an das andere Leben, das sie hätte führen können. Als Biologin mit eigenem Einkommen und geregelten Arbeitszeiten. Unten in Lana, oder irgendwo in der weiten Welt.
Und sie fragt sich, ob Hannes Großmutter Rosa so viel stärker war sie. Die Frau, der es gelang, hier oben ganz allein mit ihrem Sohn Sepp zu überleben …
Fragile Zukunft der Bergbauernhöfe
Über drei Generationen erzählt der Roman von Schicksal einer Südtiroler Bergbauernfamilie. Angefangen bei Rosa, die sich in den Vierzigerjahren gegen Widerstände behauptet, über ihren ungeliebten Sohn Sepp, der verzweifelt versucht, den Hof zu modernisieren, bis zu dessen Sohn Hannes, der sich zwangsweise dem Tourismus verschreibt.
Noch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts war der Innerleit ein Ort, an denen man sich mit eigenen Erzeugnissen selbst versorgte. Rosa produziert Milch und Fleisch aus dem eigenen Stall, backt Schüttelbrot aus ihrem Roggen, würzt die Fladen mit Brotklee aus dem eigenen Garten. Den mühsamen Weg ins Tal geht sie nur selten.
Später überwirft sie sich mit ihrem Sohn Sepp, der an die neue Zeit glaubt und das Grauvieh gegen effizientere Milchkühe tauscht. Und doch mit den industrialisierten Höfen im Tal nicht mithalten kann.
Und so kämpft die dritte Generation erneut um den Erhalt des Hofes. Der Tourismus sichert Hannes, Franziska und den Kindern ein Auskommen, doch menschlich müssen sie sich dafür verbiegen. Ihr Hof verkommt zur touristischen Kulisse.
Der Roman spannt seinen Bogen vom Italienisierungsprogramm in den Vierzigerjahren (von dem auch Marco Balzano ergreifend erzählt), bis hin zu den Auswüchsen der modernen Ferienindustrie. Das oft harte Leben in der Höhe beschreibt Jarka Kubsova kenntnisreich und unterhaltsam, mit liebevollen Blick auf den kantigen Sepp und seine freiheitsliebende Mutter Rosa, und viel Empathie für die heillos überlastete Franziska.
Um ihren Roman zu schreiben, zog sie Jarka Kubsova selbst ein halbes Jahr auf einen abgelegenen Südtiroler Bergbauernhof zurück. Der Innerleithof und der Ort Tiefenthal sind fiktiv, als Inspiration diente ihr das abgelegene Südtiroler Ultental.