Gott existiert. Er lebt in Brüssel. Doch der Allmächtige ist kein weiser Weltenlenker, sondern ein schlecht gelaunter und abgehalfterter Tyrann. Frustriert schlurft er im Bademantel durch die Wohnung, demütigt seine Frau und verprügelt seine Tochter.
Wenn er arbeitet, hockt er in seinem finsteren Büro und hackt verbissen in die schmierigen Tasten. Mit diebischer Freude tüftelt er neue, immer fiesere Gebote aus, um seine Geschöpfe – die Menschen – auf die Palme bringen. Er kreiert Katastrophen und weidet sich am Elend der Menschen.
Tochter Éa hat von alldem die Nase voll. Sie berät sich mit Jesus Christus, ihrem verstorbenen Bruder, und beginnt in dessen Fußstapfen zu treten. Auf der Erde will sie sechs neue Apostel finden und mit ihrer Hilfe das brandneue Testament verfassen.
Zum Auftakt ihrer Revolte hackt sie den Computer ihres Vaters und und schickt jedem Menschen sein Todesdatum per SMS.
Die sozialen Netzwerke brodeln und die am häufigsten gestellte Frage lautet: »Wie verbringen wir den Rest unseres Lebens?« Die angezählten Menschen erfahren ungeahnte Freiheit, sie leben nur für den heutigen Tag und befreien sich von Zwängen.
Doch Gott will das Glück der Menschen verhindern. Wutentbrannt zieht er durch Brüssel, um seiner rebellischen Tochter das Handwerk zu legen …
Gott ist ein verlotterter Misanthrop
Dieser Film ist eigentlich unbeschreiblich, er gibt sich rabenschwarz und dann wieder knallbunt, ist bissig, pietätlos und poetisch zugleich. Ein explosives Potpourri, voller origineller Geschichten und irrwitziger Einfälle.
Gott ist ein Prolet der Badelatschen trägt, seine Frau ein debiles Wesen, das nach seiner Pfeife tanzt. Der Allmächtige haust in einer düsteren Dreizimmerwohnung, sein nikotingelber PC scheint aus der Steinzeit zu stammen. Gott hat abgewirtschaftet und ist ziemlich old-fashioned.
Ganz anders seiner aufgeweckte Tochter. Die zehnjährige Éa umrandet sich die Augen mit tiefschwarzem Kajal, sie ist rotznäsig, intelligent und kann Viren programmieren. Auf der Suche nach ihren Aposteln zieht sie durch Brüssel und begegnet Menschen, denen Gott ein Bein stellte.
Éa kann die Musik dieser Unglücklichen hören und erfährt viel über deren bisheriges Leben. Sie zeichnet ihre Lebensgeschichten auf und schreibt so an ihrem brandneuen Testament. Und plötzlich biegt das Leben der Apostel auf die Glücksspur ein.
Was kitschig oder rührselig werden könnte, bricht der Film mit einer gehörigen Portion tiefschwarzen Humors.
Benoît Poelvoorde (Mein liebster Alptraum) spielt den bösartigen Gott mit unglaublicher Verve, er begeistert als Misanthrop, dem man jede Niederlage von tiefstem Herzen gönnt. Seine Tochter Éa wird von Pili Groyne verkörpert, in einer hinreißenden Mischung aus Empathie und jugendlichem Trotz.
Eine umwerfende Komödie – respektlos, bissig und voller sprühender Ideen.