Kim Mey wird als Sohn eines verarmten kambodschanischen Fischers geboren, der in einer Hütte nahe des Pazifiks wohnt. Kims Mutter stirbt bei der Geburt des jüngsten Bruders, der Vater versinkt im Alkohol und vernachlässigt seine Söhne.
Doch der Zufall kommt den Kindern zur Hilfe: der vermögende Hotelier Chhang aus der Küstenstadt Kep nimmt Kims Familie in sein Wohltätigkeitsprojekt auf. Kim und seine Brüder können wieder die Schule besuchen, der Vater beliefert das Hotel und kann fortan wieder vom Fischfang leben.
Kim freundet sich mit den Töchtern der Familie Chhang an, heimlich schwärmt er für die älteste Tochter Sopheap. Doch die sorglosen Zeiten währen nur kurz. Die Roten Khmer erobern das Land und errichten in kürzester Zeit ein Terrorregime.
Die Familie Chhang wird aus ihrer Kolonialvilla vertrieben und auch Kim gerät in die Fänge marodierender Banden. Gemeinsam mit Tevi, der jüngsten der Chhang-Schwestern, gelingt Kim die Flucht nach Thailand, später schickt man sie nach Österreich.
Dort wachsen die beiden in einer Pflegefamilie auf dem Land auf und versuchen die Gräuel ihrer Kindheit zu vergessen. Die ruhelose Tevi treibt es weiter, nach Frankreich und in die USA. Kim und Tevi verlieren sich für Jahrzehnte aus den Augen, bis Tevi zu Kims fünfzigsten Geburtstag als Überraschungsgast erscheint.
Das unerwartete Wiedersehen verstört Kim zutiefst und reißt alte Wunden wieder auf …
Ein neues Stück Heimat
Ein Geburtstagsfest bildet den Rahmen für die dramatische Geschichte zweier kambodschanischer Familien, deren Lebenswege sich immer wieder kreuzen.
In Rückblicken erzählt Judith W. Taschler vom Leben im Kambodscha der Siebzigerjahre: von der verarmten Bevölkerung, der es an Bildung, Verdienstmöglichkeiten und Gesundheitsversorgung mangelt, und von dem kolonialen Erbe, das einer schmalen Oberschicht zu Reichtum verhilft.
Wie bereits in »Sommer wie Winter« entpuppt sich der Familienroman als ein vielschichtiges Drama über Schuld, Lebenslügen und seelische Wunden. Souverän verknüpft Judith W. Taschler die Handlungsstränge und Zeitebenen zu einer wendungsreichen Geschichte, die authentisch von damaligen Leben in Kambodscha erzählt.
In ihrem Nachwort schreibt die Autorin, dass ihre Figuren zwar fiktiv sind, die Geschichte aber durch ihre gemeinsame Zeit mit kambodschanischen Kindern inspiriert wurde, ihre Eltern hatten in den Achtzigerjahren eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen.
Und so erzählt das Buch auch davon, wie Integration gelingen kann – und wie eine Ente einem traumatisierten Kind ein Stück Geborgenheit gibt.
Ein spannender und bewegender Roman über das brutale Regime der Roten Khmer, der Tätern und Opfern ein Gesicht gibt und von der Schwierigkeit erzählt, eine neue Heimat zu finden.