Vor zwanzig Jahren beendete ein Unglück Elins unbeschwerte Kindheit, ein Erdrutsch riss einen Teil der Küste ins Meer. Ihre beiden älteren Brüder wurden tot geborgen, der Vater blieb vermisst und wurde für tot erklärt.
Die zehnjährige Elin bleibt mit ihrer Mutter Wenche zurück, einer weltgewandten Frau, die ins ländliche Nordnorwegen ebenso wenig zu passen scheint wie das extravagante Haus der Familie.
Elin hält sich fortan an Ola, den besten Freund ihres ältesten Bruders Vegard, der mit ihr seine tiefe Trauer teilt. Schließlich verlässt Elin ihr Heimatdorf Mo i Rana und arbeitet in Oslo für ein Modemagazin.
Als Wenche stirbt, kehrt Elin zurück in die nordnorwegische Heimat und macht sich daran, ihr Elternhaus aufzulösen.
Erneut steht ihr Ola zur Seite, beim Ausmisten und beim Umgang mit den alten Gefühlen. Da ist die Sehnsucht nach den Brüdern und einer unbeschwerten Zeit, in der ihre Eltern es verstanden hatten zu feiern, zu tanzen und Freundschaften zu pflegen.
Bis Elin auf die Unterlagen eines französischen Landsitzes stößt, für den sich ihre Eltern interessiert hatten. Beharrlich geht sie den Spuren nach und kommt einem zweiten, sorgsam verborgenen Leben auf die Spur …
Die zweite Sehnsucht
Auf den ersten Blick klingt der Plot abgedroschen: Tochter ordnet den Nachlass ihrer Eltern und stößt auf ein gut gehütetes Familiengeheimnis. Doch was nach Klischee klingt, ist in diesem Roman ebenso zeitgenössisch wie plausibel und wird zum Zentrum eines spannenden Familienromans.
Kristin Valla erzählt davon, wie wenig wir unsere Eltern oftmals kennen. Von ihrem Leben vor unserer Geburt, ihren Leidenschaften und ihren Sehnsüchten erfahren wir meist nur ausgewählte Anekdoten.
So geht es auch Elin. Ihr vages Gefühl speist sich aus unerklärlichen Details; Dinge, über die man im Dorf beharrlich schweigt.
Der Roman startet langsam und behutsam, erzählt von dem Unglück am Ranfjord, dem Dorfleben und Elins hektischen Alltag in der Hauptstadt. Bis im letzten Drittel die Spannung stark anzieht und die Geschichte in ein ebenso überraschendes wie überzeugendes Ende mündet.
Das »Haus über dem Fjord« ist die Geschichte einer Spurensuche, die entlang der väterlichen Biografie von Norwegen bis nach Südfrankreich führt. Ein ebenso berührender wie unterhaltsamer Roman über Trauer, Liebe und die Notwendigkeit der Gewissheit.