Milka und Anja sind beste Freundinnen. In den Achtzigerjahren wachsen sie in Moskau auf, erleben die angespannte Zeit kurz vor der Perestroika.
Die Mädchen wohnen in schmucklosen Wohnungen am Stadtrand, und Anjas Eltern besitzen sogar eine Datscha auf dem Land. Anjas Familie ist intakt, zu viert leben sie mit der Großmutter zusammen.
Ganz anders dagegen Milka. Ihr Vater ist schon lange tot, das spindeldürre Mädchen lebt bei ihrer Mutter und dem Stiefvater, den sie von ganzem Herzen hasst. Mit derben Flüchen wünscht sie ihm die Pest an den Hals und klaut ihm den selbst gebrannten Schnaps.
Die meiste Zeit verbringen die Freundinnen ohnehin bei Milka, im Sommer am liebsten in der Datscha vor den Toren der Stadt. Dort träumen sie von von Freddy Mercury und einem glitzernden Amerika.
Als Teenager hängen Anja und Milka mit ihren Mitschülern Lopatin und Trifonow ab, verbringen unvergessliche Wochen im Ferienlager in Jalta. Die draufgängerische Milka angelt sich den gut aussehenden Lopatin, während Anja sich mit dem kränklichen Trifonow begnügt.
Die vier sind unzertrennlich, bis eine Tragödie ihre Jugend abrupt beendet …
Zwischen Verunsicherung und Aufbruch
Was heißt es für den einzelnen, wenn ein Staat erodiert und schließlich zerfällt? Kristina Gorcheva-Newberrys mitreißender Roman handelt vom Aufwachsen in der zerfallenden Sowjetunion, von Zwängen und Hoffnungen, großen und kleinen Fluchten, und den Umwälzungen der Perestroika.
Vor allem die Älteren fürchten die Veränderung, flüchten sich in Zynismus oder offene Aggression. Während Anjas geliebte Großmutter gedanklich noch immer in den Zeiten der Belagerung lebt, kommt es zwischen ihren Eltern immer wieder zum Streit.
Die beiden Freundinnen ficht dies jedoch kaum an. Frei von den wirtschaftlichen Sorgen ihrer Eltern fiebern sie dem Aufbruch entgegen, träumen von einer Zukunft, in der sie werden können, was ihnen beliebt.
Kristina Gorcheva-Newberry, die selbst in Moskau aufwuchs und später in die USA emigrierte, ist mit ihrem Romandebüt ein vielschichtiger Pageturner gelungen. Ihre berührende Geschichte über Freundschaft erlaubt einen Blick auf den Moskauer Alltag in den Achtzigern und lässt nachempfinden, warum die Petrestroika dort ganz anders gesehen wurde als im Westen.