Hans Stichler stammt aus einfachen Verhältnissen und verliert früh seine Eltern. Seine einzige noch lebende Verwandte ist Alex, die Halbschwester seiner Mutter.
Tante Alex lebt in England, sie ist ein bisschen speziell und weigert sich, für den Jungen zu sorgen. Hans kommt in ein Internat und bleibt dort ein Einzelgänger, ein einsamer Junge, der in seiner Freizeit das Boxen trainiert.
Als Hans das Abitur in der Tasche hat, holt Alex ihn überraschend nach England. Sie verschafft ihm ein Stipendium an der Universität von Cambridge, ihm Gegenzug soll er Mitglied im legendären »Pitt Club« werden. Alex weiß, was dort hinter geschlossenen Türen vorgeht und will dem Männerbund das Handwerk legen.
Angekommen in Cambridge nimmt Alex Vertraute, die schöne junge Charlotte, Hans unter ihre Fittiche und weist ihn in die Gepflogenheiten der Reichen ein. Der Coup gelingt, Hans wird in den besseren Kreisen freundlich aufgenommen.
Doch gerade als er sich am St. John’s College heimisch fühlt, stellt ihn sein Auftrag vor ein unlösbares Dilemma …
Perfide Rituale hinter altehrwürdigen Mauern
Ein einsamer junger Mann, eine geheimnisvolle junge Frau, seltsame Rituale hinter den altehrwürdigen Universitätsmauern … Aus diesen bewährten Zutaten mixt Takis Würger einen spannenden Roman, der sowohl Krimi, als auch Lovestory und Coming-of-Age-Geschichte ist.
Der Autor hat selbst am St. Johns College in Cambridge studiert, er boxte dort für Cambridge gegen Oxford und war Mitglied in diversen Clubs, darunter auch dem Pitt Club. Er weiß also, worüber er schreibt und bannt in seinem literarischen Debut die besondere Stimmung der Universitätsstadt zwischen die Zeilen.
Habenichtse treffen auf neureiche Snobs, studentische Unbeschwertheit mischt sich mit brennendem Ehrgeiz. Hans kommt rum in der Stadt und fühlt sich im adrenalingetränkten Mief der Boxclubs schnell heimisch. Doch im Pitt Club wird er Teil einer verschworenen Gemeinschaft, deren Frauenbild so verstaubt ist wie die Tiertrophäen, die in den Clubräumen von dunklen Wänden herabstarren.
In seinen besten Passagen erinnert »Der Club« an Donna Tartts Roman »Geheime Geschichte«, ohne jedoch dessen Raffinesse erreichen. Bei Würger fällt die Figurenzeichnung hinter der clever konstruierten Story zurück, besonders Alex fällt in ihrer Rätselhaftigkeit recht eindimensional aus.
Dafür punktet der Roman mit einer modernen, straffen Erzählweise, die gut mit dem antiquierten Setting konstrastiert. Würger schreibt in einer klaren, beinahe einfachen Sprache und gibt all seinen Protagonisten ganz eigene Stimmen, bis hin zu den abgedrehtesten Nebenfiguren.
Unterm Strich ein Pageturner mit viel britischen Flair, der gut unterhält und sich an einem Nachmittag weglesen lässt.