Die Einladung

Eine Sommerparty in den Hamptons. Luxuriöses Ambiente, beflissenes Personal. Edel gekleidete Gäste, die meisten zeitlos gealtert. Unter ihnen sind auch Simon und Alex.

Simon ist ein Mann in den Fünfzigern, volles Haar, trainierter Körper. Jeden Morgen zieht er manisch seine Bahnen im Pool. Und Alex? Sie ist die junge Frau, die seit kurzem in Simons Sommerhaus wohnt.

Alex war ein gesellschaftliches Ausstellungsstück – nur ihre Gegenwart war erforderlich, die ungefähre Form und Größe einer jungen Frau. … Gelegentlich legte Simon ihr die Hand in den Nacken oder tätschelte ihre Schulter.
EMMA CLINE - Die Einladung

Alex hatte geglaubt, ihre Probleme in der Stadt hinter sich zu lassen. Doch dann leistet sie sich auf der Party einen Fauxpas und Simon setzt sie kurzerhand vor die Tür.

Jetzt stromert Alex ziellos durch die Dünen. Auf der Suche nach einer Bleibe driftet sie von einer Bekanntschaft zur nächsten. Und nistet sich dort ein, wo man sie lässt …

Ihr Weekender war klein genug, um nach Strandtasche auszusehen, nicht nach einer Tasche, die ihr ganzes Hab und Gut enthielt, und das war wichtig. Es war wichtig, nicht verzweifelt zu wirken, nicht aus dem Rahmen zu fallen.
EMMA CLINE - Die Einladung

Zu Gast in der Welt der Reichen

Im Jahr 2016 erschien Emma Clines weltweit gefeiertes Romandebüt »The Girls«, das von einem Mädchen im mörderischen Umfeld der Manson-Family handelt. »Die Einladung« ist nun Clines lang ersehnter zweiter Roman, erneut geht es um eine junge Frau, die abseits steht.

Alex verdient ihr Geld als Escortgirl, sie schluckt Schmerztabletten wie Drops, lebte bis vor kurzem wie eine Studentin in einer WG. Bis sie dort den Medizinschrank plündert und ihrem Ex-Kumpel Dom einen Haufen Kohle klaut.

Sie hatte mitbekommen, wie es anderen erging, den älteren Mädchen, die sie kennengelernt hatte, als sie hergezogen war. Sie desertierten, gingen zurück in ihre Heimatorte und versuchten, ein normales Leben abzugreifen ...
EMMA CLINE - Die Einladung

Sie muss also weg, raus aus New York, und raus aus dieser Vergangenheit, die Emma Cline bewusst vage hält. Wir erfahren nicht, wie die 22-Jährige an den Punkt gelangt ist, an dem sie jetzt ist. Und Alex selbst scheint keine Zukunft zu kennen. Für sie zählt nur die Gegenwart, ihr Ziel heißt Überleben.

Und so reißt sie Simon in einer Bar auf, wird die Frau, die er sich wünscht. Doch ihr Verhältnis bleibt ein unausgesprochener Deal, ein Arrangement, das keinen Fehltritt erlaubt.

Simon hielt Alex für eine echte Person, oder echt genug für seine Zwecke.
EMMA CLINE - Die Einladung

Nach ihrem Rauswurf hofft Alex, Simon auf seiner Party am Labor Day zurückzugewinnen, sechs Tage und Nächte, die sie durchhalten muss. Mit diesem Countdown hält Emma Cline die Spannung hoch, während sich Alex durch ein Gestrüpp destruktiver Begegnungen kämpft.

Die Erzählstimme bleibt dabei dicht dran, strömt aus Alex‘ Innerem. Dennoch bleibt sie eine Figur an der man sich reibt, denn Alex ist berechnend, abgebrüht und manipulativ. Mit untrüglichem Gespür nutzt sie die Schwachstellen ihres Gegenübers aus, reflektiert Erwartungen wie ein weißes Blatt.

Sie ist die Meisterin der schnellen Improvisation, eine Frau mit scharfer Beobachtungsgabe und außerordentlichen kommunikativen Geschick. Die niemals ihr wahres Ich zeigen darf.

Unglaublich, wie wenig man tatsächlich geben musste. Die Leute wollten einfach nur sich selbst reden hören, und die Reaktion des Gegenübers war ein Komma zur Gliederung ihres Monologs.
EMMA CLINE - Die Einladung

Ein messerscharfer, soghafter Roman über die Welt der Reichen und jene, die ihre Wünsche befriedigen, vom Hausdiener und Chauffeur bis hin zu jungen Frauen wie Alex, die eine Zeit lang am Luxus nippen dürfen. Es ist eine Welt der Macht und des Missbrauchs, in der Alex zugleich Opfer als auch Täterin ist.


Ähnliches entdecken
Anzeigen
Anzeigen