Christina Olson wird Ende des 19. Jahrhunderts auf einer abgelegenen Farm in Maine geboren. Sie ist die Tochter eines schwedischen Seemanns, der sich zuerst in die Farm und dann in ihre Mutter verliebt hat.
Schon früh wird klar, dass mit dem Mädchen irgendetwas nicht stimmt. Sie ist unbeholfen beim Gehen, lässt Dinge aus der Hand fallen, leidet unter Schmerzen.
Mit zunehmendem Alter kann sie kaum noch laufen. Und gerade dann nimmt der Vater ihr den einzigen Lichtblick: die Freude am Lernen. Christina muss von der Schule abgehen, ebenso wie ihre Brüder braucht man sie auf der Farm.
Mit viel Willenskraft kämpft sich Christina durch eine finstere Zeit, versucht die zunehmende Muskelschwäche zu ignorieren, sehnt sich nach Anerkennung und Liebe. Und trotzt ihrem harten Leben Lichtblicke ab.
Wie zum Beispiel die Freundschaft mit Betsy und deren Verlobten, dem Maler Andrew Wyeth. Und ihrer Bekanntschaft mit Walton, einen jungen Städter, der die Sommerfrischen an der Küste von Maine verbringt.
Mit Walton und seinen Freunden geht Christina Segeln und Tanzen, verbringt unbeschwerte Tage und glückliche Stunden am Meer. Als Walton sich mit ihr verlobt, hofft die junge Frau auf ein neues, helleres Leben …
Die Geschichte hinter dem Bild
Das 1948 entstandene Gemälde »Christina’s World« von Andrew Wyeth zählt zu den bekanntesten Werken der US-amerikanischen Malerei. Es zeigt Christina Olson (1893–1963), die mit einer seltsam verdrehten, kriechenden Körperhaltung von einer Wiese aus hinauf zu ihrem Haus schaut.
Obwohl Christina zum Zeitpunkt des Entstehens des Gemäldes bereits in ihren Fünfzigern war, stellt Wyeth sie als junge Frau dar.
Der Moment, in dem sich Wyeth dafür entscheidet, Christina so und nicht anders zu malen, wird zu einer Schlüsselszene in Christina Baker Klines ergreifenden Roman. Tatsächlich verband Andrew Wyeth und Christina Olson eine enge Freundschaft; sie selbst wurde sein liebstes Modell, ihr Elternhaus ein häufiges Motiv.
Mit viel Gefühl und Empathie, aber frei von Kitsch und rührseliger Sentimentalität erzählt der Roman die Lebensgeschichte Christinas, die an einer unheilbaren Erbkrankheit litt. Die fortschreitende Muskelschwäche machte sie schon als Kind zu einer Außenseiterin, ihr ungelenker Gang und häufiges Fallen setzte sie Spott und Verletzungen aus.
Baker Kline gibt Christina Olson ein Stimme, taucht mit der Ich-Perspektive tief ein in deren Welt. Sie erzählt von einem Leben in äußerer Begrenztheit, geprägt von dem unbeugsamen Willen, das Leben ohne Hilfsmittel zu meistern. Notfalls eben kriechend den Hang hinauf.
Ein starkes, sehr intimes und berührendes Frauenporträt, das ebenso von Erschöpfung und Verzweiflung erzählt, wie von der Freiheit des Geistes, der Kraft der Freundschaft und gegenseitiger Inspiration. Andrew Wyeth und Christina Olson waren sich lebenslang eng verbunden, von seinem Grabstein aus blickt man auf Christinas Haus.