Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich.
Als sie auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen.
Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini.
Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt und Keikos mühsam geordnetes Leben gerät ins Wanken …
Eine Frau jenseits aller Konventionen
Sayaka Murata hat einen kurzen, feinen und außergewöhnlichen Roman geschrieben. Er erzählt von der Außenseiterin Keiko, der Emotionen wie Empathie, Trauer und Glück fremd sind und die alles daran setzt, es ihren Eltern und ihrer Schwester recht zu machen.
Die Regeln menschlicher Kommunikation sind Keiko ein Rätsel, Gesichtsausdrücke und passende Gesprächsfetzen lernt sie auswendig – so, wie andere Menschen Vokabeln büffeln.
Der Drill des Konbinis, der das Verhalten, die Sprache und das Aussehen seiner Mitarbeiter mit stereotypen Formeln kodiert, dient Keiko als willkommene Krücke, ein Werkzeug, mit dessen Hilfe sie ein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten simuliert.
Die Autorin, welche selbst lange Zeit in einem Konbini gearbeitet hat, stellt in ihrer Parabel den Leistungsdruck der japanischen Gesellschaft in Frage, der gerade auch Frauen den allerhöchsten Ansprüche unterwirft: Karriere machen, früh heiraten, Kinder bekommen und nebenbei noch den Körper und Freundschaften pflegen. Ihre Protagonistin Keiko fügt sich nicht in das vorgegebene Raster und wird so zu einer unerhörten Provokation für ihr Umfeld.
Absurd, kurzweilig und sehr komisch, ein großes Lesevergnügen in einer wunderbar klaren und nüchternen Sprache.