Zu Beginn der Siebzigerjahre heißt das Sehnsuchtsziel der Twentysomethings Südostasien. Auf dem Hippie-Trail reisen sie bis über Indien und Afghanistan bis nach Thailand. Unter ihnen ist auch die Kanadierin Marie-Andrée Leclerc.
Als die junge Frau dem charismatischen Charles Sobhraj begegnet, lässt sie ihr altes Leben hinter sich. Charles stammt aus Saigon und wuchs in Frankreich auf, souverän bewegt er sich in Europa wie auch in Asien.
Das glamouröse Paar bezieht in Bangkok ein Apartment im Kanit House und feiert dort rauschende Feste. Um seinen Lebensstil zu finanzieren, freundet sich Charles mit westlichen Hippies an, beeindruckt sie, indem er ihnen aus fingierten Notsituationen hilft, und gibt sich wahlweise als Edelstein- oder Drogenhändler aus.
Im Kanit House vergiftet er seine Opfer, stiehlt ihnen Reiseschecks und Pässe, mit denen er sich später ungerührt auf dem Kontinent bewegt. An seiner Seite sind seine willige Gefährtin Marie-Andrée und der Inder Ajay, den Charles als Gehilfen anlernt.
Als in Bangkok ein niederländisches Paar tot aufgefunden wird, kommt der Botschafts-Attaché Herman Knippenberg dem Serienkiller Sobhraj auf die Spur. Doch die thailändische Polizei wiegelt ab.
Knippenberg verbeißt sich in den Fall, Sobhraj wird für ihn zur Obsession. Um das mörderische Trio hinter Gitter zu bringen, riskiert der junge Diplomat seine Ehe und Karriere …
Atemberaubende Zeitreise
Die stilsicher inszenierte Serie basiert auf wahren Ereignissen, die in der Siebzigerjahren unter dem Stichwort »Bikini-Killer« Schlagzeilen machten: Sobhrajs mutmaßlich erstes Opfer wurde betäubt und erwürgt – und in einem geblümten Bikini am Strand aufgefunden. Was zuerst als Badeunfall abgetan wurde, stellte sich als Mord heraus.
Ihre explosive Dramatik verdankt die Serie ihren wahnwitzigen Gegenspielern: dem eiskalten Menschenfänger Charles Sobhraj, und dem hitzköpfigen Niederländer Herman Kippenberg, der gegen eine Mauer aus Ignoranz und Gleichgültigkeit anrennt.
Bereits nach dem Intro ahnt man wie es ausgeht, und doch bleibt die Serie bis zum Ende unglaublich spannend. Bei jedem neuen Traveller, der in Sobhrajs Fänge gerät, hofft man nägelkauend, er oder sie möge entkommen.
Denn obgleich die Hippies unbekümmert die Gastfreundschaft in ihren Reiseländern ausnutzen, sind sie doch letztlich auf fast rührende Weise lieb. Und einigen gelingt ja auch tatsächlich die Flucht.
En passant verströmt die Serie aber auch den Duft der weiten Welt und des Abenteuers. Sie erzählt vom Reisen in unendlich fern scheinender Zeit, als der Lonely Planet noch Google ersetzte und wochenlanges Abhängen – ohne Status Update – Good Times verhieß.
Zum außergewöhnlichen Serienereignis aber wird »Die Schlange« dank ihres herausragenden Ensembles.
Allen voran Tahar Rahim (The Looming Tower, Heute bin ich Samba) der diesmal als gruselig wächserner Charles Sobhraj auf perfide Weise fasziniert. Jenna Coleman (Victoria) wirkt als Marie-Andrée Leclerc ebenso exzentrisch wie gefühlskalt, und Billy Howle (Am Strand) spielt als zunehmend manischer Herman Knippenberg ganz groß auf.
Gedreht wurde die Serie in Thailand und in England. Zu den Drehorten gehören neben Bangkok die Stadt Ayutthaya, wo die Crew eine geeignete Location für das Haus Herman Knippenbergs fand. Die am Strand von Pattaya spielende Szene der Ermordung der Bikini-Trägerin wurde im Khao Sam Roi Yot National Park gedreht. Drehort der Pariser Szenen war das britische Landhaus »Wrest Park« in Silsoe, Bedforshire.