Mallard ist eine besondere Kleinstadt in Louisiana. 1848 beschließt ihr Gründer, dass die farbige Bevölkerung von Generation zu Generation immer weißer werden soll.
Ein Jahrhundert später ist das Ziel erreicht. Hellhäutige Menschen bewohnen die Stadt, darunter auch viele Blonde und Rothaarige. Keiner von ihnen ist dunkler als ein Südeuropäer.
Unter ihnen sind auch die Zwillinge Stella und Desiree Vignes. Als Kinder müssen sie mitansehen, wie ihr Vater von Weißen gelyncht wird, mit sechzehn gehen sie von der Schule ab und arbeiten im nahe gelegenen Opelousas als Hausmädchen.
Die begabte Stella ist untröstlich, denn ihr großer Traum war es, aufs College zu gehen. Frustriert packen die Zwillinge ihre Sachen und hauen ab nach New Orleans.
Jahre später kehrt Desiree zurück, mit einem rabenschwarzen Kind an der Hand …
Sehnsucht nach einem anderen Leben
In vier gekonnt ineinander verwobenen Handlungssträngen erzählt Britt Bennett eine bewegende Geschichte über die Suche nach der eigenen Identität, jenseits der Hautfarbe und des Geschlechts. Über zwei Generationen folgt sie dem Lebensweg von Stella und Desiree Vignes, und deren Töchtern Kennedy und Jude.
Während Stella spurlos verschwunden bleibt, richtet sich Desiree in wieder in Mallard ein. Sie ist froh, Arbeit in einem Diner zu finden und meldet Jude in der Schule an. Doch das schwarze Mädchen wird von seinen hellhäutigen Mitschülern gemobbt.
Spannend und abwechslungsreich erzählt Britt Bennet dann davon, wie Jude dem beengten Mallard entflieht und als junge Frau in Kalifornien neu anfängt. In Los Angeles will sie ihren Traum näher kommen, Ärztin zu werden. Nicht ahnend, dass am anderen Ende der Stadt Stella mit ihrer Tochter Kennedy wohnt.
Doch bevor sich deren Lebenswege mit Judes kreuzen, lernt Jude Reese kennen, ihre große Liebe. Noch kann sie kaum glauben, dass irgendjemand sie anziehend findet.
Ein vielschichtiger und unterhaltsamer Roman, der seine Spannung aus der außergewöhnliche Grundidee zieht. Die Zwillinge Stella und Desiree verkörpern eine Lebensentscheidung, die Idee eines alternativen Lebens und die Frage, wie durchlässig Rassen- und Klassengrenzen sind.
Daraus entwickelt Britt Bennett eine epische Familiengeschichte, die US-amerikanisches, und vor allem farbiges Frauenleben, aus vielen Perspektiven beleuchtet. Mit fein gezeichneten Figuren verknüpft sie Themen wie Rassismus und Transgender zu einem prallen Mehrgenerationen-Porträt.
Der Schauplatz des Romans, die Kleinstadt Mallard, ist fiktiv. Britt Bennett wuchs selbst im kalifornischen Oceanside auf, das ländliche Louisiana war ihr fremd. Inspiriert wurde sie zu diesem Roman durch Erzählungen ihrer Mutter, die in der Kleinstadt Palmetto nahe Opelousas aufgewachsenen war. Als diese von Orten sprach, in denen es gängige Praxis war, immer »heller« zu heiraten, war die Idee zu »Die verschwindende Hälfte« geboren.