Dalhart, Texas, in den 1930er Jahren. Die junge Elsa kommt aus gutem Hause, doch ihre Kindheit ist von Lieblosigkeit geprägt. In der Familie gilt sie als schwach und hässlich.
Mit sechsundzwanzig Jahren bricht Elsa als »spätes Mädchen« aus und heiratet den acht Jahre jüngeren Raf Martinelli, Sohn italienischer Einwanderer. Bald bekommt sie ihre Tochter Loreda, fünf Jahre später den Sohn Anthony.
Auf der Farm findet Elsa eine neue Heimat und erfährt zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Liebe. Doch dann setzen im Dust Bowl die Staubstürme ein.
Das Land verdorrt, der Staub kriecht dem Farmhaus durch Ritzen und Poren. Verzweifelt hoffen die Martinellis auf Regen.
Raf haut ab und lässt seine Familie im Stich, Anthony erkrankt an einer Staublunge. Es gibt es nur eine Chance den Jungen zu retten, Elsa muss den Dust Bowl verlassen. Schweren Herzens belädt sie ihren klapprigen Truck, packt ein Zelt, Kleidung und Vorräte zusammen.
Meile um Meile entfernen sich Elsa und die Kinder von ihrem Zuhause, und schlagen sich durch bis nach Kalifornien …
Menschengemachte Katastrophe
Was sich vor hundert Jahren in den Great Plains in Oklahoma, Texas und Saskatchewan ereignete, war eine von Menschen gemachte ökologische Katastrophe. Extensive Landwirtschaft führte zu Dürre und Bodenerosion, gewaltige Staubstürme begruben Häuser und Maschinen.
Mehr als 3 Millionen Menschen verließen in den 1930er Jahren ihr nunmehr wertloses Land. Viele von ihnen machten sich auf den Weg nach Kalifornien, wo Obstplantagen Arbeit und Auskommen versprachen. Doch dort wurden die als »Okies« beschimpften Flüchtlinge ausgebeutet und vielerorts gehasst.
All das erinnert auf fatale Weise an die großen Probleme unserer Zeit: Klimawandel, Arbeitsmigration und die Ausbeutung rechtloser Arbeiter.
Kristin Hannah hat die historischen Ereignisse sorgfältig recherchiert und gibt den verzweifelten Menschen in ihrem Roman eine Stimme und ein Gesicht. Anders als in John Steinbecks (zeitlos bewegenden) Dust-Bowl-Klassiker »Früchte des Zorns« stehen bei ihr die Frauen im Zentrum des Geschehens: Elsa, die im Camp ihre Stärke entdeckt und die hitzköpfige, dreizehnjährige Loreda, die bald offen gegen die Verhältnisse rebelliert.
Ein ebenso spannender wie berührender Roman, historisch und doch brandaktuell. Und dabei angenehm leicht zu lesen, ohne allzu kitschig oder flach zu werden.