In Brooklyn fährt Richard mit seiner Katze zum Tierarzt und verursacht auf dem Weg einen Auffahrunfall. Schnell ist die lästige Episode vergessen, doch dann steht Evelyn vor seiner Tür.
Die zierliche junge Frau stammt aus Guatemala, lebt illegal im Land und ist die Fahrerin des gegnerischen Wagens. Als Evelyn sich in Tränen auflöst, versteht Richard nur noch Bahnhof.
Genervt bittet er Lucía, seine chilenische Untermieterin, um Hilfe. Lucía hat schon lange ein Auge auf Richard geworfen und ergreift ihre Chance, sich nützlich zu machen. Evelyn gesteht Lucía, dass sie in dem heimlich geborgten Wagen eine Leiche entdeckt hat.
Zur Polizei kann Evelyn nicht gehen, nach Hause kann sie auch nicht, denn dort vermutet sie den Mörder. Wagen und Leiche müssen verschwinden, aber wie und wohin? Richard ist schockiert und ratlos, doch die temperamentvolle Lucía überredet ihn zu einer gewagten Aktion.
Zu dritt machen sie sich auf den Weg in die nördlichen Wälder und lernen einander dabei hautnah kennen …
Die Zauberkraft einer tröstenden Hand
Der Verkehrsunfall und die Reise gen Norden ist der Rahmen, der die Schicksale dreier Getriebener miteinander verbindet. Die mitunter slapstickartige Geschichte um die Entsorgung der Leiche setzt den lockeren und humorvollen Grundton, die tragischen Lebensgeschichten von Evelyn, Lucía und Richard verleihen dem Roman Tiefe.
Evelyn ist von Guatemala in die USA geflohen. In ihrem Heimatdorf fielen sie und ihre Brüder den Mara zum Opfer (jenen brutalen Banden, von denen auch der Film »Sin Nombre« erzählt). Evelyn überlebt und die Großmutter schickt sie auf den gefährlichen Weg in die USA, um sie vor weiteren Gräuel zu bewahren.
Richard fand die Liebe seines Lebens in Rio de Janeiro und heiratete die Tanzlehrerin Anita. Doch die Ehe endet tragisch, Lebenslust verwandelt sich in bleischwere Depression. Lucía sucht nach einer schalen Ehe noch immer nach wahrer Liebe und hadert mit ihrem Körper, der unter Krankheit und Alter Federn gelassen hat.
Isabel Allende hat einen Roman geschrieben, der von großem Leid und hoffungsvollen Anfängen erzählt, von gefährlichen Fluchten, der Mühsal des Alterns und der Zauberkraft einer tröstenden Hand. Richard und Lucía haben die Mitte ihres Lebens weit hinter sich gelassen, sie kränkeln und schwächeln, haben Macken und Marotten. Aber insgeheim hoffen sie doch, dass das Beste noch kommt.
»Ein unvergänglicher Sommer« ist ein warmherziges Buch, das seine Leser trotz der ernsten Themen wie Flucht, Tod und Vertreibung mit einem Lächeln entlässt. Eine große Kunst, die Isabel Allende wie kaum eine andere beherrscht.