Der dreizehnjährige Sedd wächst in einem norwegischen Berghotel auf. Seine Mutter ist fort, seinen indischen Vater hat er nie kennengelernt. Die liebevollen Großeltern bereiten ihn schrittweise auf seine Rolle als Hotelerben vor.
Nach der Schule hilft Sedd im Familienbetrieb aus. Am liebsten in der Küche, wo er mit dem Chefkoch Jim plaudern kann. An manchen Tagen sieht man ihn auch als Gepäckträger, Outdoor-Guide oder als Minigolf-Trainer für verwöhnte Gören.
Die Großeltern sind Hoteliers vom alten Schlag, elegant, diskret und stets um das Wohl ihrer Gäste bemüht. Die aus Wien stammende Großmutter Sisi ist im Haus für die Konditorei zuständig. Sie wacht über das Dessertbuffet, das stets eine opulente Auswahl österreichischer Mehlspeisen offeriert. Egal, ob das Hotel nun ausgebucht ist oder beinahe leer steht.
Sehr zum Leidwesen ihres Gatten Zacchariassen, der neben höchsten Qualitätsansprüchen auch auf die Zahlen achten muss. Die in letzter Zeit leider nicht mehr so erfreulich sind. Schuld daran ist die neue Sehnsucht nach dem Süden, die dem Hotel Fåvnesheim die Touristen stiehlt. Der Großvater erschließt deshalb neue Geschäftsfelder, vom All-inclusive-Hochzeitspaket bis zum Angelwochenende für deutsche Vereine.
Doch die Zahl der Gäste sinkt und sinkt, beinahe ebenso dramatisch wie deren Niveau …
Für die Gäste nur das Beste
Das ist der Leitspruch im Hotel Fåvnesheim, unter dem die nicht nur Sedd und Chefkoch Jim ächzen. Erik Fosnes Hansen hat einen glänzenden Gesellschaftsroman geschrieben, der von Servilität und Snobismus im Hotelgewerbe erzählt, vom Niedergang einer ganzen Branche und dem scheinbar unabwendbaren Weg in den Bankrott.
Großvater Zacchariassen ist ein qualitätsbewusster Mann, er liebt den eleganten Auftritt und ist mit seinem Enkel Stammkunde beim teuersten Herrenausstatter in Oslo. Eine Institution, die wohlgemerkt auch das Königshaus beliefert.
Mit zunehmender Krise sehnt sich Großmutter Sisi hemmungslos nach Wien zurück, Jim will das Handtuch schmeißen und Sedd vermittelt zwischen allen Parteien. Und bald spürt auch er das Joch persönlicher Verantwortung, denn er ist der Einzige, der die großzügige Kreditlinie der Hausbank sicherstellen kann: Karoline, die Tochter des neuen Bankdirektors, ist hoffnungslos in Sedd verknallt.
Erik Fosnes Hansen schildert den Niedergang des einst so mondänem Hotels Fåvnesheim mit viel Sprachwitz, er seziert das Hotelgewerbe ähnlich bissig wie Karl-Heinz Ott in seinem Roman »Und jeden Morgen das Meer«.
Während Ott dabei den zynischen Blickwinkel der Rentnerin einnimmt, die aus ihrem eigenen Haus herausgeworfen wird, wählt Fosnes Hansen die überschwenglich-naive Perspektive des Juniors und gibt der Geschichte einen frischen und unbekümmerten Drive. Und so erzählt »Ein Hummerleben« auch vom Hochmut der verarmten Hoteliers, von genervten Angestellten, peinlichen Gästen und von der Kunst, mit einem indischen Aussehen als norwegischer Hotelerbe zu gelten.
Eine famose Tragikomödie, bissig, warmherzig und bevölkert mit wunderbaren Figuren: Vom beflissen durchs Hotel eilenden Teenager Sedd bis zum raubeinigen Koch Jim, der die Kunst beherrscht, wahrhaft phantastische Meeresfrüchtebuffets zu arrangieren.
weitere Hotelromane: Und jeden Morgen das Meer | Hotel Laguna