Gnade

Maria und Niels wollen raus aus ihrem Hamburger Trott, gemeinsam mit ihrem Sohn Markus wandert das Paar nach Norwegen aus.

Szenenbild - GnadeJenseits des Polarkreises findet die Familie eine neue Heimat in der kleinen Stadt Hammerfest. Hier spielt sich das Leben unter extremen Bedingungen ab, in der Polarnacht versteckt sich die Sonne zwei Monate lang hinter dem Horizont.

Ich habe in der ersten Zeit nicht gedreht und da hat mich diese Atmosphäre schon ganz schön niedergerissen, dieses wenige Licht - am Anfang waren das nur zwei Stunden, diese irrsinnige Kälte und die Schneestürme. Da überlegt man sich gut, ob man nochmal rausgeht.
BIRGIT MINICHMAYR (Maria)

Die Familie bezieht ein schmuckes Holzhaus mit Blick auf das Eismeer. Niels macht seinen Traum wahr und betreibt nebenbei eine kleine Schafszucht, hauptberuflich arbeitet er als Ingenieur für die Gasindustrie. Maria findet eine Stelle als Krankenschwester in einem Hospiz. Sie spricht gut Norwegisch, freundet sich mit ihrer Kollegin an und integriert sich schnell in die neue Gemeinschaft.

Szenenbild - GnadeDoch Niels hat schnell keinen Bock mehr. Die Dunkelheit geht ihm auf die Nerven, den Norwegischkurs hat er satt. An der Arbeit spricht er nur noch Englisch und fällt auch sonst in alte Muster zurück. Er beginnt eine Affäre mit seiner Kollegin Linda, während Maria im Hospiz Doppelschichten schiebt. Das Ehepaar lebt aneinander vorbei und spürt, dass auch der Ortswechsel ihre Beziehung nicht retten wird.

Aber dann passiert in der endlosen Polarnacht ein tragischer Unfall, der alles Bisherige in Frage stellt. Maria und Niels teilen fortan ein schreckliches Geheimnis, das sie zwingt miteinander zu reden und Farbe zu bekennen …

Ein Unglück als Katalysator

Vor dem Hintergrund der beinahe unwirklich schönen Polarlandschaft entspinnt Regisseur Matthias Glasner eine intensives Drama über Verantwortung und Schuld, Mitgefühl, Liebe und Sprachlosigkeit.

Szenenbild - Gnade»Gnade« erzählt von einer Gemeinschaft, in der man aufeinander angewiesen ist und zeichnet das Porträt eines desillusionierten Paares, das füreinander weder Blicke noch Worte übrig hat. Erst als eine in Schuld verstrickte Schicksalsgemeinschaft kommen Maria und Niels sich wieder näher.

Da ist man auf ganz andere Weise mit den Konsequenzen des Lebens konfrontiert. Wenn man da draußen bei minus 30 Grad beispielsweise eine Autopanne hat und ... es kommt keiner, dann erfriert man! ... Da helfen sich alle, weil es immer ums Überleben geht. Diese Erfahrungen vergisst man nicht so schnell.
JüRGEN VOGEL (Niels)

Die moralischen Fragen, die der Film aufwirft, wiegen schwer, und die Antworten, die er findet, hätten ihn leicht ins Schmalzige abgleiten lassen. Das dem nicht so ist – mit Ausnahme der Schlussszene – liegt vor allem an der ruhigen Erzählweise und dem Können der beiden Hauptdarsteller.

Allen voran Birgit Minichmayr (Dengler, Die Neue Zeit), die der empathischen und fröhlichen Maria auch eine dunkle Seite verleiht. Jürgen Vogel (Das Team) spielt ihren unsteten Ehemann Niels, der die Familie in die Auswanderung drängt, aber dann als erster die Lust daran verliert. Seine Kollegin Linda, mit der er bald eine heiße Affäre beginnt, wird von der Norwegerin Ane Dahl Torp gespielt (Occupied).

Gedreht wurde der Film an Originalschauplätzen in Hammerfest, zwischen dem 18. Januar bis 11. März 2011. Das Kamerateam fing betörende Panoramen ein, von schwebenden Nordlichtern bis zu den schneebedeckten Bergen, die beim Wiederauftauchen der Sonne vor einem milchigen Himmel erstrahlen. Die Abschlussszene wurde während der folgenden Mittsommernacht gedreht.

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