Max Hansen wächst in den Achtzigerjahren in Norwegen auf. Im beschaulichen Stavanger sind die Väter oft monatelang fort, viele arbeiten hart auf den Ölplattformen.
Max hat es da besser: sein Vater ist Pilot bei SAS, die Mutter betreibt ein kleines Wollgeschäft. Mit seinen Freunden verlebt er eine unbeschwerte Kindheit und genießt den Kitzel verbotener Filme. Im Partykeller ziehen sich die Jungs »Apocalypse Now« rein, nachmittags spielen sie ihre Lieblingsszenen nach.
Doch die Zeit der Freundschaft hat ein Ende, als der Vater arbeitslos zu werden droht. Die Familie emigriert in die USA und bezieht ihr neues Haus in der »Garden City« auf Long Island. Unbändiges Heimweh treibt Max in den ersten Monaten um. Erst als sich mit dem unkonventionellen Mordecai anfreundet, kommt Max in seiner neuen Heimat an. In der Theater-AG entdecken die beiden Schüler ihre Liebe zur Bühne und Schauspielerei.
Einige Jahre später, während eines Sommerurlaubs auf der benachbarten Insel Fire Island, stellt Mordecai dem sechzehnjährigen Max die sieben Jahren ältere Künstlerin Mischa vor.
Mischa lebt in Brooklyn und auf dem besten Wege, eine erfolgreiche Malerin zu werden. Max und Mischa verlieben sich heftig ineinander und werden unzertrennlich. Einige Jahre später ziehen sie bei Owen ein, dem Bruder von Max Vater. Der Studiomusiker bewohnt ein riesiges Apartment im legendären Apthorp-Building in Manhattan und nimmt das junge Paar gern bei sich auf.
Die ungewöhnliche Wohngemeinschaft wird zum Lebensmittelpunkt für Max, Mischa, Owen und auch Mordecai, die alle ihren Weg als Kreative suchen …
Eine Heimat finden
Ein sperriger Titel. Ein beinahe ungebührlich dickes Buch. Und ein grandioser Roman! In seinem neuesten Werk erzählt John Harstad von Familie und Freundschaft, von Einsamkeit, Zugehörigkeit, Hoffnung, Verzweiflung und der schlichten Notwendigkeit sein Leben zu leben.
Der Neuanfang der Familie Hansen wird bestimmt von Sehnsucht. Die Mutter vermisst ihr Geschäft, Max seine norwegischen Freunde und bald vermissen alle auch den Vater. Denn der verschwindet immer öfter an die Westküste, bis er endgültig die Koffer packt. Die Mutter vereinsamt und für Max werden die Freunde zum Familienersatz. Doch auch zwischen Max, Mischa und Mordecai läuft es nicht immer rund.
Der Vietnamkrieg, die hedonistischen Achtziger, Nine Eleven, Burning Man, Hurrikan Katrina … In seinem Roman streift Harstad den Zeitgeist und Schicksalsmomente der vergangenen dreißig Jahre und gönnt sich den Luxus, tief darin einzutauchen.
Er schreibt emotional, manchmal ausschweifend, wie im erzählerischen Rausch, bis man das Gefühl hat, ein Stück von Max‘ Leben zu teilen. Dicht und intim macht »Max, Mischa und die Tet-Offensive« Lust auf Kunst, Theater und Musik und nicht zuletzt auch auf das Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Man hätte die Geschichte vielleicht kürzer erzählen können. Aber nach gut 1.200 Seiten erscheint sie einem beinahe zu kurz. Eines der Bücher-Highlights des Jahres 2019.
Das Buchcover zeigt die Schauspielerin Shelley Duvall, die Max als Jugendlicher heiß verehrt, und deren schlaksiges Äußeres Mischa auf frappierende Weise ähnelt. Max und Mordecais Begeisterung für Coppolas Meisterwerk »Apocalypse Now« zieht sich durch das gesamte Buch, legendäre Filmszenen, wie die Schlacht an der Do-Lung-Brücke oder die surfenden Beachboys werden zu Metaphern für Wendepunkte in Max Leben. Wem das Buch gefallen hat, der wird als Ergänzung auch seine Freude am Film haben. Oder umgekehrt.