Aitor ist 47 und umgeben von Trümmern. Seine Ehe mit Isabel ist zerbrochen, seine siebzehnjährige Tochter Ana verachtet ihn. Einzig Luis, Anas älterer Bruder, schaut ab und ab vorbei.
Mit vierzehn ist Ana zum ersten Mal abgehauen, jetzt lebt sie mit gleichgesinnten Okupas in einem besetzen Haus. Die Schule ist für sie passé, Bildung einer unnötige Ressource im Widerstand.
Ana will dass es knallt, dass diese beschissene Gesellschaft auseinander fliegt. Sie verachtet alle die nur labern, sich wegducken, wie ihr zum Kotzen angepasster Vater.
Aitor macht sich Sorgen, befürchtet, dass Ana in etwas Kriminelles verwickelt werden könnte. Ein Anschlag, eine riesengroße Dummheit, die ihr für immer und ewig das Leben versaut.
Und er sorgt sich, dass er selbst abstürzen könnte, über den schmalen Grat, der ihn noch in der Mittelschicht hält. Denn auch sein Auskommen ist fragil, der Sender will sich verschlanken. Wöchentlich werden Kollegen auf die Straße gesetzt und als Scheinselbstständiger ist Aitor vogelfrei …
Die wütende Generation
In Madrid, ja in ganz Spanien hat die Finanz- und Immobilienkrise von 2008 ihre tiefen Spuren hinterlassen. Viele Menschen verloren ihr erst ihren Job und dann ihr Zuhause, weil sie die Immobilienkredite nicht mehr bedienen konnten. Die Arbeitslosenquote stieg auf 30%, Wohnungslose suchten Unterschlupf bei ihren Kindern oder Eltern.
Aitor ist von diesen Verwerfungen verschont geblieben, noch vor wenigen Jahren hat er geglaubt, einem langweiligen, aber verlässlichen Weg zu folgen: Ehe, Kinder, und ein stetiger Aufstieg beim Sender. Doch um ihn herum nichts als Auflösungserscheinungen.
José Ovejero findet starke Worte für die explosive Stimmung einer Gesellschaft, in der die einen so weiter machen wollen wie bisher und die anderen die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Zwischen den Generationen und zwischen den unversöhnlichen Positionen herrscht Sprachlosigkeit, die Chance zum Kompromiss scheint vertan. Und am Ende wollen Ovejeros Protagonisten samt und sondern eines: ihren Arsch retten.
In Ana spiegelt Ovejero die Vehemenz einer wütenden Generation. Das Mädchen ist erst siebzehn, und Aitor verzeiht ihr lange, schamlos selbstgerecht zu sein. Doch hinter der erbitterten Auseinandersetzung mit seiner Tochter wartet auch auf ihn das Ende aller Illusionen.
Ein kraftvoller Roman, der gut in diese krisenhafte Zeit passt, wütend, ironisch und auch bitter. Und der sich dank unterhaltsamer Dialoge mühelos wegliest.