Sommer 1985. Die Familie Wilf lebt ein gutes Leben in Avalon, einem Vorort von New York. Doch in einer betrunkenen Nacht verursachen ihr Sohn Theo und ihre Tochter Sarah einen tödlichen Unfall. Die beiden Teenager schützen einander durch eine Lüge, an der sie Jahre später zu ersticken drohen.
Als Erwachsener verschwindet Theo vollkommen vom Radar der Familie, während Sarah Karriere in Hollywood macht. Mit ihrem Mann Peter und ihren Kindern lebt sie als erfolgreiche Produzentin in Los Angeles.
Unterdessen gehen Mimi und Ben in den Ruhestand. Freunde und Bekannte verlassen Avalon und ziehen zurück nach New York. In ihrem Haus macht sich Einsamkeit breit.
Gegenüber zieht das Ehepaar Shenkman ein. Als die hochschwangere Alice zusammenbricht kommt Ben Mrs. Shenkman zur Hilfe …
Das gelingende Leben
Da leben sie nun gegenüber, die bereits ergrauten Ben und Mimi Wilf, sowie und das junge Ehepaar Shenkman. Ein Generationenwechsel krempelt die Vorstadt um, macht aus den Wilfs die übrig gebliebenen Alten. Und doch hätte der Tag, an dem Ben Wilf dem kleinen Waldo Shenkman auf die Welt half, der Beginn einer guten Nachbarschaft sein können.
Wäre da nicht Mr. Shenkman, latent aggressiver Highperformer, der sich an diesen Tag als einen Abgrund persönlichen Versagens erinnert. Fortan meidet er die Wilfs aus blanker Scham – und so wird es elf lange Jahre bleiben.
Dani Shapiro erzählt die Geschichte der Familien Shenkman und Wilf in einem ungewöhnlichen nicht-linearen Stil. Munter springt sie auf der Zeitachse vor und zurück, und wagt manches Mal auch den Blick in die Zukunft. Klingt herausfordernd, liest sich aber mühelos und sehr unterhaltsam. Fast fühlt es sich so an, als blättere man im Fotoalbum des Wilf’schen Lebens.
Ein besondere Rolle unter den Figuren des Romans spielt dabei der kleine Waldo Shenkman, ein stiller und kluger Junge, der von Sternbildern fasziniert ist und seine Astro-App liebt. Sein unbeherrschter Vater will ihn nach seinem Willen verbiegen, was den Jungen mit zunehmender Verzweiflung erfüllt.
In einer Schicksalsnacht kreuzen Waldos Wege diejenigen von Ben Wilf, danach bleiben ihre Leben auf eine besondere Weise miteinander verbunden. Auch, als Ben schließlich zu Sarah nach Los Angeles zieht.
Es sind die großen Themen – Liebe, Schuld, Verantwortung, Freundschaft, Trauer – die Dani Shapiro in ihrem Roman verhandelt. Sie erzählt von Träumen und Tiefschlägen, toxischen Beziehungen, der Kraft eines Neuanfangs und Brüchen in den Biografien. Über allem aber schwebt die Frage nach dem gelingenden Leben, die im Laufe eines Lebens immer neu beantwortet werden will – und kann.
Ein herausragender Familienroman, außerordentlich im Stil, unterhaltsam erzählt und auf kitschfreie Weise berührend und tröstlich.
Der Schauplatz des Romans, der New Yorker Vorort Avalon ist fiktiv.