Ohio, 1997. Elena Richardson führt ein Bilderbuchleben im gutbürgerlichen Shaker Heights. Die vier Kinder sind aus dem Gröbsten raus, ihr Ehemann ist Anwalt und verdient gut. Sie selbst arbeitet als Journalistin für das Lokalblatt.
Die Familie lebt längst in einem großzügigen Anwesen, das Mietshaus der Eltern steht leer. Als die farbige Künstlerin Mia Warren gemeinsam mit ihrer Tochter Pearl im Ort auftaucht, entscheidet sich Elena spontan dafür, Mia das Haus zu vermieten. Zu einem überaus günstigen Preis und guten Konditionen.
Mias unkonventionelle Art übt auf Elena und ihre Kinder eine ungeheure Anziehungskraft aus. Pearl freundet sich mit Elenas Sohn Woody an und auch Lexi, Elenas älteste Tochter, bemüht sich um die Freundschaft von Mias Tochter.
Mia lebt ein prekäres Künstlerleben, das Geld reicht nie wirklich aus. Tagsüber widmet sich sich ihrer künstlerischen Arbeit, abends kellnert sie in einem China-Restaurant. Dort lernt sie Bebe kennen, eine junge Chinesin, die illegal in den USA lebt.
Aus Geldmangel entschließt sich Mia, zusätzlich bei den Richardsons als Haushaltshilfe zu arbeiten; ein Angebot, dass sie zunächst verächtlich abgelehnt hatte. Doch Elena wird argwöhnisch, denn die von Mia angegebenen Referenzen erweisen sich als Bluff.
Mia gelingt es, Elenas Zweifel fürs erste zu zerstreuen. Im Haushalt der Richardsons möchte sie auch ihre Tochter Pearl im Auge behalten, welche die vermögende Familie glühend beneidet. Umgekehrt fühlt sich Izzy Richardson – das schwarze Schaf der Familie – zu Mia hingezogen und von ihr akzeptiert und verstanden.
Bald keimt zwischen Mia und Elena Eifersucht auf, und sie kämpfen um die Zuneigung ihrer Töchter …
Die Bitterkeit ungelebter Träume
Die Serie basiert auf dem Roman »Kleine Feuer überall« von Celeste Ng, die Autorin schrieb auch am Drehbuch mit. Im Gegensatz zum Buch stellt die Verfilmung Rassenkonflikte stärker in den Vordergrund, die sich in den unterschwelligen Vorbehalten Elena Richardsons und den Attitüden ihrer Freundinnen äußern.
Die Serie zeigt, wie ungelebte Träumen ein Leben vergiften können und Bitterkeit schüren; sie erzählt von weiblicher Selbstbestimmung, schwierigen Mütter-und-Tochter-Beziehungen und erinnert damit auch an die herausragende Serie »Top of the Lake – China Girl«.
Die beiden Hauptdarstellerin Reese Witherspoon (Walk the Line, Der große Trip, Big Little Lies) und Kerry Washington (Der letzte König von Schottland) liefern als Elena und Mia eine solide Leistung ab, aber im Laufe der Serie nerven auch ihre ewig gleiche Mimik und Gestik. Mia schürzt stets verächtlich die Lippen, Elenas aufgesetzte Fröhlichkeit wird zur Karikatur.
Wirklich berührend sind die jüngeren Figuren, vor allem die rebellische Izzy, die in der Schule fies gemobbt wird, sowie die junge Mia und die junge Elena. Denn erst gegen Ende der Serie erschließt sich in Rückblicken, was beide Frauen zu dem gemacht hat, das sie heute sind. Bis zum furiosen Finale in Folge 8, das mit den vorherigen Längen in den Story versöhnt.
Celeste Ng wuchs in Shaker Heights auf, einem Vorort von Cleveland in Ohio. Lange Zeit war Shaker Heights eine der reichsten Städte Amerikas und beliebter Wohnort einer wohlhabenden weißen Mittelschicht.
Die Drehorte der Serie liegen vorwiegend in Los Angeles, das Anwesen der Richardsons befindet sich in Hancock Park. Das Haus, das Elena an Mia vermietet, steht in Wirklichkeit in Pasadena. Die Inneneinrichtung der Richardson-Villa wurde im spießigen Stil der 90er gehalten, inklusive blumenübersähter Laura-Ashley-Tapeten.
In ihrem packenden Debüt »Was ich euch nicht erzählte« erzählt Celeste Ng ebenfalls von Mutter-Tochter-Konflikten und der Suche nach der eigenen Identität – auf noch vielschichtigere und berührendere Weise.