Etan Grien lebt mit seiner Frau Liat und den beiden Söhnen im Süden Israels, nahe der Negevwüste.
Die Familie wohnt in einer großzügigen Villa, Etan fährt täglich mit seinem Jeep in die nahe gelegene Großstadt Beer Scheva. Dort arbeitet er als Neurochirurg, während seine Ehefrau Liat den Ruf einer unnachgiebigen Polizistin hat.
Die Liebe zwischen dem Paar prickelt noch immer, die Jungs entwickeln sich prächtig. Ein glückliches Paar, eine beneidenswerte Familie, ein gutes Leben.
Doch nach einem langen Tag im OP setzt Etan all das in den Sand: In der nächtlichen Wüste überfährt er einen illegalen Einwanderer und macht sich in Panik aus dem Staub.
Am nächsten Tag steht eine Unbekannte vor der Tür. Die schöne Eritreerin Sirkit ist die Ehefrau des Opfers, und verlangt von Etan, seine Schuld zu sühnen …
Gefangen in Schuld und Scham
In dem Roman der israelischen Autorin Ayelet Gundar-Goshen prallen zwei sorgsam separierte Welten aufeinander: die gut situierte Mittelschicht und die Halbwelt der illegalen Einwanderer, die meist aus dem Sudan oder Eritrea stammen. Wer auffällt wird inhaftiert und abgeschoben, staatliche Unterstützung ist Fehlanzeige.
Und so nutzt Sirkit die einzigartige Chance, die ihr Etans Fahrerflucht bietet. Sie zwingt den Chirurg in ein Doppelleben, das ihn nach und nach an seine Grenzen bringt. Sein seltsames Verhalten treibt einen Keil in seine Ehe, bald beginnt Liat an seiner Treue zu zweifeln.
Etan steht bald am Rand des körperlichen und seelischen Ruins, gefangen in einem Teufelskreis von Scham und Schuld.
Ayelet Gundar-Goshens Roman ist atmosphärisch, bildstark und abgründig. In der staubigen Wüstenlandschaft echauffieren sich die Gemüter, die Figuren sind vielschichtig und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.
Ein fulminanter Roman mit viel Sprachwitz, der sich zu einer Tour de Force durch menschliche Abgründe steigert. Großartiges Kopfkino – als Hörbuch kongenial von Uve Teschner interpretiert.