Lila und Elena wachsen in den Fünfzigerjahren in Neapel auf, im »Rione«, einem Stadtteil, der geprägt ist von Machismo und täglicher Gewalt.
Es ist ein düsteres Viertel, bewohnt von Familien, die sich seit Generationen befehden und in dem sogar das Silvesterfeuerwerk in eine gefährliche Schießerei ausarten kann.
Hier gehen sie in die Schule, die unangepasste, draufgängerische Schustertochter Lila und die schüchterne Elena, Tochter eines Pförtners. Beide wetteifern sie darum, besser zu sein als die andere.
Während Lila begabt ist und ihr das Wissen scheinbar mühelos zufliegt, muss sich Elena den Schulstoff hart erarbeiten. Dennoch werden die beiden Mädchen enge Freundinnen und stehen in der Schule und im Viertel füreinander ein.
Als Lilas Vater seine noch junge Tochter zwingt, dauerhaft in der Schusterei mitzuarbeiten, findet die gemeinsame Schulzeit ein jähes Ende. Fortan geht Elena allein auf die höhere Schule, sie wird von Versagensängsten geplagt und dem nagenden Gefühl, dass diese Chance eigentlich Lila zugestanden hätte.
Verletzt und befangen verlieren sich Lila und Elena aus den Augen, doch in der Pubertät nähern sie sich wieder an. Bis sich eine der beiden Freundinnen verlobt und endgültig dem »Rione« zu entkommen scheint …
Neapel jenseits von »Bella Italia«
Elena Ferrante hat mit der vierteiligen Saga um Lila und Elena ein temperamentvolles Portrait des Neapels der Nachkriegszeit geschaffen.
Die Geschichte einer lebenslangen, komplizierten Freundschaft erzählt von Armut und sozialen Zwängen, von Unterdrückung und Geringschätzung von Frauen und Mädchen.
In ihrer klaren, manchmal derben Sprache wird Ferrante der Stimmung des Rione gerecht. Authentisch schildert sie karge Lebensumstände und die finanzielle Not der Familien, zeichnet nachbarschaftlichen Verflechtungen und Männerbünde nach und erzählt von den wenigen Aufstiegschancen, die allzuoft mit Kriminalität einhergehen.
Auch Lila und Elena träumen von einem besseren Leben. Sie hoffen dem Viertel eines Tages zu entkommen, durch eine gute Schule, gutes Aussehen und vielleicht auch durch den richtigen Ehemann.
Jahre inniger Vertrautheit wechseln mit Phasen der Funkstille, der Eifersucht und der Missgunst. Rivalität und Solidarität liegen für Elena und Lila eng nebeneinander. Und dennoch kann die eine nicht ohne die andere sein.
Die Hörbücher werden von wunderbar von Eva Mattes gelesen, sie liest ruhig und ausdrucksstark und verleiht der Erzählerin Elena einen leicht rauen Ton, der gut zum Rione und seinen Bewohnern passt.
Vorbild des in der Neapolitanischen Saga portraitieren Stadtviertel, dem »Rione«, ist das Arbeiterquartier Luzzatti im Osten Neapels.
In 2018 wurden die Romane von Saverio Costanzo (»Die Einsamkeit der Primzahlen«) als Serie adaptiert. In den Hauptrollen überzeugen Ludovica Nasti und Gaia Girace (Lila, als Kind und als Teenager) sowie Elisa Del Genio und Margherita Mazzucco als Elena.
Gedreht wurde unter anderem an Originalschauplätzen in Neapel und auf Ischia. Lilas und Elenas Heimat, der »Rione« entstand für die Dreharbeiten in der nahe gelegenen Stadt Caserta.
Dort wurde ein ganzer Wohnblock aus vierstöckigen Häusern nachgebaut und mit reichlich Patina versehen, um so das Neapel der Nachkriegszeit widerauferstehen zu lassen. Dabei trieben es die Production Designer eindeutig zu weit: das aschfahle Setting wirkt über weite Strecken kulissenhaft und beinahe surreal.
Die eindringliche Filmmusik schrieb Max Richter (Der Unbestechliche, Das Mädchen Wadjda).