Tom Elmer ist ein junger Jurist, der dringend Geld braucht. Als der betagte Ex-Nationalrat Dr. Stotz ihm anbietet, seinen Nachlass zu ordnen, muss Tom nicht lange überlegen.
Der schwerkranke Stotz residiert in einer feudalen Villa am Zürichberg, er bietet ein üppiges Gehalt und komfortables Logis. Schon bald erzählt er Tom aus seinem Leben.
Nach Stotz‘ Tod soll Tom das öffentliche Bild seines Auftraggebers polieren. Dafür sichtet er unzählige Kartons mit Archivmaterial und begegnet im Haus immer wieder den Porträts einer jungen Frau: Melody.
In langen Gesprächen erzählt Stotz von seiner großen Liebe. Der Frau, die er vor vierzig Jahren heiraten wollte. Der Frau, die ihren Vornamen Tarana ablegte und zu Melody anglisierte. Der Frau, die von ihrer marokkanischen Familie bedroht wurde und die kurz vor der Hochzeit spurlos verschwand.
Die polizeilichen Ermittlungen verliefen im Sande, doch Stotz gab die Suche niemals auf. Zusammen mit Stotz’ Großnichte Laura nimmt Tom den Faden wieder in die Hand und entdeckt eine Spur, die nach Griechenland führt …
Neues aus der Hautevolee
Nach Ab- und Umwegen wie der Schweinsteiger-Biografie oder der Allmen-Krimireihe erscheint mit »Melody« endlich wieder ein klassischer Suter-Roman, der elegant und leichtfüßig aus der leicht angestaubten Welt der Schweizer Hautevolee erzählt.
Die zentralen Motive finden sich auch in anderen Suter-Romanen, wie den sympathischen Hochstapler (Allmen-Reihe), die unvergessliche große Liebe (Die Zeit, die Zeit), die Liebe zu gutem Essen (Der Koch) und den vermögenden älteren Mann, der einen lebenslustigen jungen Frau verfällt (Die dunkle Seite des Mondes).
Gern folgt man Tom durch den typischen, ein wenig dekadenten Suter-Kosmos, lauscht den Geschichten des Patriarchen und rätselt, was mit Melody geschah. Der Roman liest sich leicht, ist auf charmante Weise ein bisschen aus der Zeit gefallen und gerade auch deshalb Balsam für die gestresste Zeile.
Nicht so soghaft wie Suters abgründiger Liebesroman »Die Zeit, die Zeit«, aber doch wunderbare Unterhaltung, die auch eine Spur Märchenhaftes an sich hat.