Midnight Sun

Szenenfoto - Midnight Sun
Kahina unterstützt die schwedischen Ermittler / © Studiocanal

Kahina ist Polizistin und lebt in Paris. Mit ihrer Familie, die aus Algerien stammt, hat sie vor langer Zeit gebrochen.

Umso geschockter ist sie, als eines Tages der Teenager Nadji vor ihrer Wohnungstür steht. Nadji ist Kahinas Sohn, ein Junge, den sie zuletzt als Kleinkind sah. Jetzt ist er beinahe erwachsen und stellt drängende Fragen.

Kahina nimmt panisch Reißaus, eine Dienstreise nach Schweden kommt ihr gerade recht. In der lappländischen Stadt Kiruna wurde ein Franzose ermordet, dort soll sie bei den Ermittlungen unterstützen.

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Anders plagen Zweifel und familiäre Probleme / © Studiocanal

Als sie im hohen Norden eintrifft, weist Staatsanwalt Burlin Kahina ein, doch bald fällt er selbst einem Anschlag zum Opfer. Die Leitung der Ermittlungen übernimmt Anders Harnesk, ein ebenso freundlicher wie unbestimmter Mann, der sich in Burlins ruppigen Team kaum durchzusetzen vermag.

Spuren weisen zu den Sami, den nordskandinavischen Ureinwohnern. Einige von ihnem leben noch immer in einfachen Hütten, umgeben von der menschenleeren Weite der kargen Landschaft. Anders, der selbst eine samische Herkunft hat, wird zerrissen von Zweifeln und dem Respekt für eine uralte Tradition.

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Kahina leidet unter der Mitternachtssonne / © Studiocanal

Es ist Mittsommer in Kiruna. Die Mücken tanzen an den Seeufern und die Sonne geht fünfzig Tage lang nicht mehr unter. Kahina ritzt sich mit einem Messer, hadert mit ihren ureigenen Dämonen und findet in den gleißenden Nächten keinen erholsamen Schlaf.

Und dann taucht auch noch Nadji wieder auf, per Anhalter ist er nach Schweden getrampt …

Auf wackligem Boden

Gleich vorneweg: die Bluttaten sind heftig und wären eines Henning Mankells würdig. Aber wenn man die Eingangssequenz überstanden hat, entfaltet sich eine packende Geschichte um Schuld und Vergebung, Heimat und Zugehörigkeit, Einsamkeit und Sehnsucht.

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Die Sonne geht auch nachts nicht mehr unter / © Studiocanal

Die Serie stammt von den Machern der Erfolgsserie »Die Brücke«, das Team setzte erneut auf ein schockierendes Intro und knüpft daran eine Kriminalhandlung, die von Umweltverbrechen und der Profitgier großer Industrien erzählt.

Der Schauplatz der Serie, die Bergwerkstadt Kiruna und ihre Umgebung, kennt man aus den stimmungsvollen »Rebecka Martinsson« Romanen Åsa Larssons und der gleichnamigen Serie. In »Midnight Sun« zeigt sich die Stadt als eine zerrissene Gemeinde auf wackligen Boden. Sie dient nicht nur als Kulisse, sondern bestimmt auch ganz maßgeblich das Geschehen.

Die dargestellte Umsiedlung Kirunas ist keine Fiktion, sondern bittere Realität: aufgrund von Bergschäden sind bereits heute viele Häuser unbewohnbar. Unter dem Stadtgebiet liegen weitere große Eisenerzvorkommen, die komplette Umsiedlung Kirunas soll bis 2040 abgeschlossen sein.

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Anders begegnet den Sami mit Respekt / © Studiocanal

Und auch das fiktive »Nordic Space Center« hat reale Bezüge: Die Firma »Spaceport Sweden« plant kommerzielle Weltraumflüge und möchte das nahe Kiruna gelegene »Esrange Space Center« als europäisches Tor ins Weltall etablieren.

Daneben erzählt die Serie von persönlichen Konflikten, die sich um Herkunft, Identität und den Ausbruch aus eng gesteckten Grenzen drehen. Anders hadert mit seiner nur heimlich gelebten Homosexualität, während Karina an dem Konflikt mit ihrer algerischen Familie beinahe zerbricht.

Spannende skandinavische Krimikost, die mit interessanten Figuren, aktuellen Themen und beeindruckenden Landschauftsaufnahmen überzeugt.

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