Mörderland – La Isla Mínima

Szenenfoto: Mörderland - La Isla Mínima
Pedro und Juan verschlägt es in die Provinz / © Koch Media

Sommer 1980. In der andalusischen Provinz geht die Angst um. Zwei Schwestern werden brutal ermordet, man munkelt, es gehe ein Serienkiller um. Aus Madrid reisen zwei Sonderermittler an: Pedro und Juan, zwei Männer wie Feuer und Wasser.

Der Heimatort der getöteten Mädchen ist von Gott und der Welt verlassen, er liegt mitten im sumpfigen Marschland des Guadalquivir. Die Menschen sind dort arm, Misstrauen und Neid spalten die dörfliche Gemeinschaft. Es mangelt an Arbeit und Infrastruktur: wo Brücken fehlen, enden Straßen im staubigen Nichts, die mückenverseuchten Sümpfe durchdringt man einzig per Boot.

Szenenfoto - La isla mínima
Die Menschen im Dorf meiden Juan / © Koch Media

Fünf Jahre nach Francos Tod liegen die Schatten der Diktatur immer noch bleiern über dem Land.

Im Dorf spricht man ungern mit Fremden und meidet den Umgang mit der Polizei. Jahrzehnte der Drangsalierung haben sich tief in die Herzen gegraben, von Amtsträgern erwartet man nichts außer Korruption und Gewalt. Pedro und Juan stoßen auf Mauern des Schweigens, mühsam suchen sie nach der Nadel im Heuhaufen.

Nachdem man Pedro belastende Informationen über Juan zugetragen hat, verliert er das Vertrauen zu seinem Partner. Die Vergangenheit treibt einen tiefen Keil zwischen die Ermittler.

Szenenfoto - La isla mínima
Der idealistische Pedro misstraut Juan / © Koch Media

Eine wertvolle Spur führt sie tief in die Sümpfe, gemeinsam fahren sie auf die einsame Isla Mínima …

Die Sümpfe als undurchdringliches Labyrinth

Das Mündungsgebiet des Guadalquivir, eine Landschaft wie gemalt: Aus der Luft beinahe übernatürlich schön und aus der Nähe so abweisend und bedrohlich.

Die Eingangssequenz des Films zeigt atemberaubende Luftaufnahmen des Flussdeltas, das sich zwischen Sevilla und Cadiz öffnet und weite Teile des Nationalparks Coto de Doñana durchdringt. Etwas ähnlich Spektakuläres hat man selten in einem europäischen Spielfilm gesehen.

Regisseur Alberto Rodriguez verzaubert den Zuschauer auch im weiteren Verlauf mit beeindruckender atmosphärischer Dichte. Er taucht sonnenverbrannte Felder in gleißendes Licht, zeigt verlassene Höfe am Ende staubiger Straßen, türmt dunkle Gewitterwolken auf, welche die Erde zu verschlingen scheinen. Die Sümpfe inszeniert er als ein undurchdringliches Labyrinth, abweisend und gefährlich zugleich. Ein Ort, an dem Menschen spurlos verschwinden.

Eingangssequenz: atemberaubender Guadalquivir

Der Thriller verbindet den Kriminalfall geschickt mit einem Sozialdrama, das eine zutiefst gespaltenen Gesellschaft porträtiert. Die soeben überwundene Franco-Diktatur spiegelt sich in verschlossenen Mienen der Menschen und den geraunten Halbsätzen, in denen sie einander bezichtigen.

»La Isla Mínima« wurde mit zahlreichen Filmpreisen geehrt, darunter zehn spanischen Goyas. Großartige Landschaftsaufnahmen, ein spannender Plot, zwei facettenreiche Hauptfiguren, von der Vergangenheit geprägt, all das macht den Film zu einem herausragenden Ereignis.

Wer »True Detective« mochte, wird auch diesen Film lieben.

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