Anoosh und Arash lieben Deep House und den Schweiß durchtanzter Nächte. Die beiden DJs sind die Helden von Teherans Techno Szene, im Untergrund organisieren sie verbotene Raves.
Sie leben in der permanenten Gefahr von Entdeckung und Verhaftung, ihre CDs brennen sie illegal und bieten sie heimlich an. Unter dem Künstlernamen »Blade & Beard« bewerben sie sich für die Teilnahme an einem Techno-Festival in Zürich. Parallel organisieren sie einen Rave für ihre Freunde, der mangels Alternativen in der nahe gelegenen Wüste stattfinden soll.
Equipment und die Gäste reisen getarnt an ihr Ziel, die jungen Frauen verbergen ihr Party-Outfit unter Kopftüchern und Mänteln. Nach einer großartigen Nacht unter dem Sternenhimmel sind DJs und Raver erschöpft, aber glücklich.
Als Anoosh für kurze Zeit verhaftet wird, stirbt jegliche Hoffnung auf eine kreative Zukunft im Iran. Doch dann passiert das Unglaubliche: die DJs erhalten eine Einladung für das Lethargy-Festival in Zürich.
Das bange Warten auf ein Visum für die Schweiz beginnt. Anoosh und Arash rechnen mit dem Schlimmsten und planen bereits ihre Flucht über das Mittelmeer …
Wir haben es bereut, geblieben zu sein
Der Film ist dokumentarisch und kommt den beiden DJs Anoosh und Arash sehr nah. Er erzählt eine spannende und zutiefst emotionale Geschichte, von jungen Menschen, die Spaß haben wollen und die darum kämpfen, ihr kreatives Potential entfalten zu dürfen.
Regisseurin Susanne Regina Meures drehte diesen Film im Iran unter schwierigen Bedingungen. Oft musste sie mit versteckter Kamera filmen, ein getarntes Smartphone ersetzte dann die Profi-Kamera. Manche dieser Szenen sind unscharf oder verwackelt, aber dank einer packenden Story lassen sich diese optischen Makel problemlos verschmerzen.
»Raving Iran« handelt von großen Träumen und abgrundtiefen Enttäuschungen, von einem politischen System, das vieles verbietet und dennoch manches ermöglicht.
Der Film begleitet die Raver auch ins Ministerium für Kultur und Islamische Führung, wo sie erneut wegen einer Genehmigung vorsprechen. Die Beamten erläutern zunächst freundlich die Vorgaben: »kein Englisch, keine Frauen, nichts Westliches« – um kurz darauf unwirsch und ungehalten zu werden. Die Situation kippt unvermittelt ins Bedrohliche.
Das letzte Drittel des Films porträtiert Anoosh und Arash in der Schweiz.
Ihr Auftritt auf der großen Bühne, vor begeistertem Publikum, das ausgelassen tanzt, reißt als Welle puren Glücks auch die Zuschauer mit. Doch Euphorie weicht bald bedrückter Nachdenklichkeit: die DJs müssen sich entscheiden, zwischen ihrer Heimat und einem Leben in der Schweiz.
Es ist ein Moment in der Schwebe, zwischen Glück und Schmerz, wenn Anooshs Mutter ihrem Sohn am Telefon rät: »Bleib dort, lebe deinen Traum. Wir haben es immer bereut, damals geblieben zu sein.«.
Ein Film der unter die Haut geht, leidenschaftlich und oft auch übermütig, der einen Blick in einen uns fremden Alltag erlaubt und Mut macht, etwas im Leben zu wagen.