So enden wir

So enden wir - Buchcover Ende der Neunziger waren sie jung, wütend und voller Aufbruch. Drei Männer und eine Frau: Duke, Antero, Emiliano und Aurora. Die vier Freunde gehörten zur digitalen brasilianischen Bohème, späte Punks, abgefahrene Schriftsteller, krasse Künstler.

Sie gründeten ein Online-Magazin, schrieben subversive Artikel und drehten abgefahrene Videos, in denen sie selbst die Hauptdarsteller waren. Allen voran immer Duke, der geniale Schriftsteller, unnahbar, überraschend und abgedreht. Jetzt ist es vorbei, Duke ist tot. Opfer eines zufälligen Raubüberfalls.

Am Grab ihres alten Weggefährten kommen die Freunde nach langer Zeit in Porto Alegre wieder zusammen. Es ist das Jahr 2014, die ist Stadt paralysiert von sengender Hitze und einem nervtötenden Streik, und die ehemaligen Weggefährten sind einander fremd.

Aurora steckt im naturwissenschaftlichen Forschungsbetrieb fest, ausgebremst von einem Professor, den sie abblitzen ließ. Antero hat es am weitesten gebracht, ein Marketing-Guru mit Geld, schöner Frau und niedlichem Sohn. Und Emiliano kommt irgendwie immer über die Runden.

Das Trio wirft einen Blick zurück: Wie fühlten wir uns früher? Was wurde aus uns und unseren Idealen, Lebensplänen und Hoffnungen? Und wer war Duke wirklich?

Ein Freund? Oder hat er uns alle für seine Zwecke benutzt?

Freunde ohne menschliche Nähe

São Paulo
Aurora arbeitet an der Universität von São Paulo

Das Cover dieses Buches ist gut gestaltet, es ist genau so bunt und scharfkantig wie sein Inhalt. Im Zentrum der Geschichte steht der ermordete Duke, der jedoch selbst nebulös und schemenhaft bleibt. Um ihn gruppieren sich die Dok­to­ran­tin Aurora und ihre ehemaligen Freunde.

Die Nachricht vom Tode des alten Gefährten wird für die Thirtysomethings zum Anlass einer Standortbestimmung, eine Rückschau auf das bisherige Leben, die zwischen Selbstmitleid, Wehmut und Fatalismus schwankt. Nach dem Begräbnis beschwören sie in durchzechten Stunden die Unbeschwertheit von Orangotango, ihrem digitalen Magazin, das nur allzu schnell wieder verglühte.

Seitdem sind mehr als zehn Jahre vergangen. Der Geist ist wahlweise willig oder vom Alkohol betäubt, das Fleisch noch prall, aber ein wenig erschöpft, das Erwachen am nächsten Morgen ernüchternd und rau. Ungelebte Momente werden nachgeholt, rauben der Vergangenheit ihren Zauber, schmecken schal und fad wie ein abgestandenes Bier.

Porto Alegre
In Porto Alegre treffen die Freunde aufeinander

Der Roman begleitet seine Protagonisten damals und heute, porträtiert hautnah und bleibt zugleich distanziert. Er erzählt von großen Träumen und alltäglichen Niederlagen, von Anziehungskraft und lieblosem Sex, von Selbstbetrug und Weh­lei­dig­keit, von den dunklen Winkeln einer Künstlerseele und den digitalen Aufräumarbeiten nach dem realen Tod.

Daniel Galera schreibt über den Mangel an menschlicher Nähe und wirft Fragen über unser digitales Leben auf. Was zählt, was ist wahrhaftig? Sind es die Erinnerungen an einen Freund, oder doch eher seine Daten? Dukes digitale Spuren enthüllen posthum Unbekanntes, ja Geheimes, und dennoch werfen sie mehr Fragen auf, als dass sie Antworten liefern.

»So enden wir« ist ein unterhaltsamer Roman, der einen Einblick in das Großstadtleben von Porto Alegre und São Paulo gibt, auf den Spuren einer jungen und netzaffinen Mittelschicht.

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