Ein Leben mit leichtem Gepäck, endlose Ferien im Süden! Für Arno und seine Geschwister wird dieses Leben zum Alptraum. Der eigene Vater ein gewandter Hochstapler, die Mutter ein schöne Ja-Sagerin, der das Lächeln bald zur Grimasse gefriert.
Als der Vater mehr als eines seiner windigen Geschäfte in den Sand gesetzt hat, unterschlägt er Geld und flieht Hals über Kopf mit der Familie nach Frankreich. Teenager Arno und dessen jüngere Schwester packen mitten in der Nacht ein paar Habseligkeiten, die Mutter trägt das Kleinkind auf dem Arm.
Mit guten Aussehen, beredtem Auftreten, schnittigen Sportwagen und teuren Uhren gibt der Vater in Frankreich den Mann von Welt. An der Côte d’Azur mietet er eine große Villa mit Meerblick, schickt die Kinder auf Privatschulen und spielt im Casino nach einem »todsicheren System«. Als er das letzte Geld verzockt und die Gläubiger ihm erneut auf den Fersen sind, packt er die Familie wieder ins Auto und flieht weiter gen Süden, nach Portugal.
Für die Kinder beginnt ein Abstieg in die Hölle. Hungrig und mit dem was sie am Leibe tragen, sind sie auf Freundlichkeiten Fremder angewiesen …
Ein Wolkenkuckucksheim an der Côte d’Azur
Die Geschichte beginnt locker-flockig im spießigen Pfälzerwald der Siebzigerjahre. Der kleine Arno ist stolz auf seinen erfolgreichen Vater, der ihm beibringt, dass der Clevere immer einen Dummen findet. Sobald der Vater dem Jungen die Geschäftswelt erklärt, kommt Arno ins Schwitzen. Denn der Vater ermuntert ihn seinen Beitrag zu leisten, wenn er herablassend schließt: »So, und jetzt kommst du.«
Arno Frank schildert die wahre Geschichte seiner Kindheit aus der Sicht des heranwachsenden Teenagers, den nach und nach ernste Zweifel beschleichen. Der Junge möchte die Versprechen des Vaters gern glauben und baut sich in Gedanken ein Wolkenkuckucksheim.
Was als beschwingtes Roadmovie mit einem Luxusleben an der Côte d’Azur beginnt, nimmt in Lissabon seinen prekären Lauf und endet brutal in Heimstetten nahe München.
Der Erzählton ist zunächst munter, die Stimme eines Jungen, der seinen Eltern gern trauen möchte. Doch mit zunehmendem Alter des Ich-Erzählers schleicht sich Beklemmung zwischen die heiteren Zeilen und die Ereignisse münden schließlich in ein dramatisches Finale.
Arno Frank ist es glänzend gelungen, die bittere Geschichte in ein packendes Drama zu verwandeln ohne dabei rührselig zu werden. Sein lapidarer Grundton erzeugt eine feine ironische Distanz, welche die Schwere nimmt und das Tragikomische hervortreten lässt.
Ein spannender und intensiver Roman, den man auch nach dem Zuklappen nicht so schnell vergisst.