In der österreichischen Provinz wird nach einem Verkehrsunfall die Familie Sommer behandelt. Fünf Menschen sind verletzt, zwei von ihnen schwer. Sie alle sollen einem Therapeuten ihre Geschichte erzählen: die Mutter, ihre drei Töchter und vor allem Alexander Winter, der Pflegesohn.
In einem kleinen Dorf betrieb die Familie einen Bauernhof mit einer Urlaubspension, die deutschen Touristen beneideten die Familie um ihr naturverbundenes Leben. Doch unter der scheinbaren Idylle brodelt es.
Zorn, Neid und Eifersucht beherrschen die Stimmung, auch wenn niemand offen darüber spricht.
Bis es zu spät ist – und etwas Schreckliches passiert …
Urlaub mit Familienanschluss
Im dokumentarischen Stil erzählt Judith W. Taschler in ihrem Debütroman die Geschichte des Pflegekind Alexanders aus wechselnden Perspektiven.
Zu Wort kommen seine Geschwister, die Pflegemutter Monika und Alexander selbst, dazwischen berichten kurze Zeitungsnotizen von dramatischen Vorfällen.
Aus den Gesprächsfragmenten setzt sich das Bild einer lieblosen Kindheit zusammen, die geprägt ist von der harten Arbeit auf den Hof und den allgegenwärtigen Feriengästen, die mehr oder weniger aufdringlich nach Familienanschluss suchen.
Präzise seziert Judith W. Taschler das ländliche Urlaubsparadies als eine verlogene Scheinwelt, in der der Vater seine Familie für eine durchtriebene Scharade benutzt.
Der schmale Roman gewinnt gewinnt schnell an Tiefe, er ist spannend und entwickelt gerade wegen seines nüchternen Tons eine große emotionale Wucht. Die Familie Sommer hat offensichtlich etwas zu verbergen, zwischen den Zeilen der Gespräche blitzt viel Ungesagtes hervor: Gefühle von Bedauern, nachträglicher Scham und das stille Leiden des Ziehsohns Alexander.
Ein entlarvender Blick hinter die Kulissen des Fremdenverkehrs und ein packendes Drama über die Suche nach der eigenen Identität. Spannend wie ein Krimi!