Auf dem Gebiet der ehemaligen USA haben christliche Fundamentalisten den totalitären Staat Gilead gegründet. Dort regieren die »Söhne Jakobs« einen Gottesstaat, der alle Frauen versklavt.
Frauen ist es verboten zu arbeiten, Geld zu besitzen, zu lesen oder sich anderweitig zu bilden. Einzig die Ehefrauen der Führungsclique führen ein privilegiertes Leben, als Zierde der »Kommandanten«.
Als Folge massiver Umweltvergiftung ist die Geburtenrate stark gesunken, junge fruchtbare Frauen werden deshalb als Leihmütter versklavt. Als »Magd« müssen sie im Haushalt der Kommandanten leben und dienen.
Monat für Monat vollzieht sich das gleiche perverse Ritual: Der Kommandant vergewaltigt die Magd, während seine Ehefrau dabei assistiert. Sie rechtfertigen ihr Tun mit der biblischen Geschichte von Rahel und Jakob.
In einem Umerziehungslager bereitet »Tante Lydia« die zukünftigen Mägde auf ihre Aufgabe vor. Unter ihnen sind auch die Freundinnen Moira und June.
Moira versucht zu fliehen, June wird dem Haushalt des mächtigen Kommandanten Fred Waterford zugeteilt. Damit geht sie in seinen Besitz über und trägt zum Zeichen den Namen »Desfred« …
Flammendes Plädoyer für Frauenrechte
Der Roman »Der Report der Magd« erschien bereits 1985 und zeichnet das Bild einer menschen- und frauenverachtenden Gesellschaft, die ihr totalitäres Denken religiös verbrämt.
Vor dem Hintergrund einer vorangegangenen Umweltkatastrophe schließt der Kampf um Ressourcen auch die Fruchtbarkeit mit ein.
Margaret Atwood sagte einmal, dass alles, was in dem Roman vorkommt, sich bis 1985 bereits irgendwo auf der Welt ereignet hat. Ihre Dystopie erinnert an das dunkle Kapitel der amerikanischen Sklaverei, an die Lebensborn-Idelogie der Nazis und an fundamentalistische Regimes wie die Taliban, die Frauen alle Rechte nahmen (der Roman »Tausend strahlende Sonnen« erzählt davon).
Verfilmt wurde der Roman erstmal 1990 (Die Geschichte der Dienerin), in 2017 erschien die erste Staffel von »The Handmaid’s Tale«. Die Serie besticht mit einer überwältigenden Bildsprache und wurde ausgesprochen werkgetreu umgesetzt. Ab der zweiten Staffel betritt die Serie Neuland und entwickelt den Plot des Romans intelligent weiter.
»The Handmaid’s Tale« wurde mit Preisen überhäuft und gilt zu Recht als eine der besten Serien der letzten Jahre. Im Ensemble beeindrucken besonders Elisabeth Moss (Top of the Lake, The Square) als June, Joseph Fiennes als Kommandant Waterford und Ann Dowd (Quarry) als Tante Lydia.
Atwoods Folgeroman »Die Zeuginnen« greift die ab Staffel 2 entwickelten Charaktere auf und ergänzt die Serie um einen Erzählstrang über »Tante Lydia«, die das perfide Regime vom Opfer zur Täterin machte. Beide Romane sind auch als Hörbuch erschienen, Vera Teltz liest wunderbar und trifft stets den richtigen Ton.
»Der Report der Magd« ist ein großer, zeitloser Roman und eine brillante Serie. Feministisch, politisch, ausgesprochen spannend – und ein flammendes Plädoyer für Frauen- und Bürgerrechte.
Gedreht wurde die Serie in Kanada, in Toronto und Hamilton, Cambridge und Oshawa. Zu den eindrucksvollsten Drehorten gehören die Anwesen der Kommandenten: das Waterford House in Hamilton und das Putnam House in North York. Im Hotel Fairmont Royal in Toronto wurde der Empfang Gileads zu Ehren der mexikanischen Delegation gedreht. Viele Straßenszenen zeigen viktorianische Backsteinhäuser, sie wurden in Cambridge im Stadtteil Galt gedreht. Im dortigen Mill Race Park befindet sich auch das Flussufer an dem Desfred und Desglen oft gemeinsam spazieren gehen.