The Salesman

Szenenfoto 'The Salesman'
Rana und Emad brauchen eine neue Wohnung / © Prokino

Rana und Emad leben in Teheran ein gutes Leben. Als Bürger, die in ein großzügiges Apartment bewohnen. Als Eheleute, die eine gleichberechtigte Beziehung führen. Als Schauspieler, die auf einer unabhängigen Bühne proben.

Doch plötzlich gerät ihr Alltag aus den Fugen. Nächtliche Bauarbeiten beschädigen das Fundament ihres Mietshauses, als die ersten Scheiben bersten müssen sie ihre Wohnung verlassen. Bei Tageslicht zeigt sich das Ausmaß der Schäden, das Ehepaar benötigt eine neue Unterkunft.

Schauspielkollege Babak bietet ihnen ein leerstehendes Apartment an, dankbar akzeptieren sie es als Übergangslösung. Das neue Quartier liegt abgelegen auf dem Dach eines Wohnblocks, vergitterte Fenster verengen den Blick.

Szenenfoto 'The Salesman'
Rana erkennt Emad nicht wieder / © Prokino

Während Emad tagsüber als Lehrer arbeitet, räumt Rana die Umzugskartons aus und richtet die Wohnung her. Abends trifft sich das Paar im Theater, um dort für „Death of a Salesman“ zu proben. Emad und Rana spielen den Handlungsreisenden und dessen Ehefrau, ein in Scham und Not verstricktes Paar, dessen Sprachlosigkeit tödliche Konsequenzen hat.

Während das Ensemble sich noch mit den Vorgaben der Zensurbehörde plagt, fährt die erschöpfte Rana vorzeitig nach Hause. Als sie unter der Dusche die Anstrengungen von sich abgleiten lässt, dringt ein Angreifer unbemerkt in ihre Wohnung ein. Von panischen Schreien alarmiert, finden Nachbarn die verletzte Rana bewusstlos im Bad.

Emad kommt zu spät, Blutspuren auf der Treppe zeugen von einem schrecklichen Ereignis …

Szenfoto 'The Salesman'
Der alte Mann erleidet einen Schwächeanfall / © Prokino

Leben im modernen Teheran

Vor dem Hintergrund des brutalen Verbrechens entspinnt sich ein Drama um Gewalt und Rache, Schuld und Vergebung.

Universelle Konflikte drohen Rama und Emad zu zerbrechen. Gefühle von Angst, Scham und Wut kann das Paar nicht verdrängen, ihre aufgeklärten Überzeugungen geraten allmählich ins Wanken. Sprachlosigkeit und Ohnmacht speisen Emads unbändigen Wunsch zu handeln und nähren eine tragische Spirale der Gewalt.

Das Oscar-prämierte Drama von Regisseur Asghar Farhadi entführt uns in ein modernes Teheran. Die Menschen tragen westliche Kleidung und leben in großbürgerlichen Wohnungen. Frauen bedecken ihre Haare nur mit lockeren Schals, Schauspieler adaptieren amerikanische Literatur, Männer und Frauen führen gleichberechtigte Beziehungen.

Und dennoch. Im Moment größter Not verleiten Scham und traditionelle Werte Emad zu einer Tat, die alles leugnet woran er glaubt.

»Wir haben schon einmal alles kaputt gemacht und wiederaufgebaut – das ist dabei herausgekommen.«

Mit diesen Worten kommentiert Theaterkollege Babak den Ausblick von der Terrasse seines heruntergekommenen Apartments. Eine Anspielung, die ebenso gut auf die iranische Gesellschaft bezogen werden kann.

Großes Kino, mit sympathischen und glaubwürdigen Figuren, das uns Teheran als eine moderne und lebendige Stadt zeigt.

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