The Swell – Wenn die Deiche brechen

Über der Nordsee braut sich ein gewaltiger Sturm zusammen. Während die Menschen noch ihrem gewohnten Alltag nachgehen, tagen in Flandern und Holland bereits die Krisenstäbe.

The Swell - Wenn die Deiche brechenAls Belgien beschließt, seine Küste zu evakuieren, gerät der niederländische Premierminister unter Zugzwang. Soll er die großen Städte evakuieren und damit das wirtschaftliche Herz des Landes lahmlegen? Oder den günstigen Prognosen vertrauen?

Was würden Sie oder ich tun, wenn ein riesiger Herbststurm das halbe Land überschwemmen würde?
HANS HERBOTS - Regisseur

Als über die Sozialen Medien das Gerücht anstehender Evakuierungen durchsickert, begeben sich die Menschen auf die Flucht. Autobahnen und Landstraßen verstopfen, der Verkehr kollabiert. Doch die Dämme bersten und Hunderttausende sitzen in der Falle …

Flüchtlinge im eigenen Land

Szenenfoto - The SwellWohin fliehen, wenn weit und breit nicht eine Erhebung zu sehen ist? Auf Hausdächer, auf Strommasten, in höhere Etagen. Glücklich ist, wer irgendwo Schutz findet.

Als die Deiche brechen, ist Klimawandel kein abstraktes Konstrukt mehr, sondern eine tödliche Gefahr. Das niederländische Trauma der Sturmkatastrophe von 1953 wiederholt sich in »The Swell« in ungeahntem Ausmaß. Weite Teile Belgiens und der Niederlande werden überschwemmt.

Tausende lassen ihr Leben, verlieren geliebte Menschen, ihr Zuhause, ihren gesamten Besitz. Die fragile Infrastruktur bricht in Rekordzeit zusammen, der Mobilfunk, das Internet und der Strom fallen aus. Dann brechen Rohrleitungen, das Trinkwasser versiegt, Gasleitungen explodieren. Und als der Sturm abzieht, hinterlässt er eine schier endlose Wasserfläche. Es wird Monate dauern, bis die Fluten wieder abfließen.

Bildgewaltig und sehr spannend setzt die belgische-niederländische Koproduktion die Verwundbarkeit unseres urbanen Lebensraumes in Szene. Sie begleitet sechs Personen und ihre Familien durch die Tage der Flut, vom Premier bis zum Gefängniswärter, vom Schulmädchen bis zum Konzertpianisten, von der Alleinerziehenden bis zum Unternehmer. Diese Menschen werden zu Flüchtlingen im eigenen Land, sie warten auf Rettung, hausen in Turnhallen und feuchten Kirchen.

Statt Designerklamotten trägt man Abgelegtes aus der Kleiderkammer, hockt eng aufeinander, ohne ein Mindestmaß an Privatsphäre. Unterschwellige Konflikte brechen auf, Langeweile und Perspektivlosigkeit werden schier unterträglich. Paare trennen sich, Teenager werden in Windeseile erwachsen.

Neben der bestürzenden persönlichen Ebene ist »The Swell« auch ein sehr realitätsnahes Politdrama, das von Koalitionszwängen, Machtpoker und Katastrophengewinnern erzählt. Ein gelungener Ökothriller, der zeigt, wie der Klimanwandel unsere Küstenregionen bedroht.

Schauplatz der Serie ist neben der belgischen Küste um Ostende vor allem die niederländische »Randstad«: Ein Ballungsgebiet, das sich im Westen des Landes erstreckt und die urbanen Zonen von Amsterdam, Haarlem, Den Haag, Delft, Rotterdam, Utrecht, Hilversum und Almere umfasst. Dort leben mehr acht Millionen Menschen bzw. vierzig Prozent der niederländischen Bevölkerung.

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